Michael Roes

Zeithain

Roman
Cover: Zeithain
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783895611773
Gebunden, 808 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Eines der erschütterndsten Dramen der deutschen Geschichte ereignete sich im 18. Jahrhundert in Zeithain. Es handelt von Friedrich dem Großen, der als junger Kronprinz unter dem Regime seines Vaters unvorstellbar leidet. In seiner Not wendet sich Fritz an seinen einzigen Freund, Hans Hermann von Katte. Er soll ihm helfen, ins Ausland zu fliehen, während sein Vater von der Militärparade in Zeithain abgelenkt ist. Katte, ein Offizier des Königs, gerät in einen tiefen Zwiespalt, doch er kann der Zuspitzung der Ereignisse nicht entrinnen. Als die Pläne auffliegen, ist es Katte, an dem ein Exempel statuiert wird - und der Kronprinz muss bei seiner Hinrichtung zusehen. Wer war dieser Katte? Wie konnte er, der selbst mit einem strengen, distanzierten Vater aufwuchs, sich verhalten? Philip Stanhope, ein entfernter Nachfahre, sucht an den Orten von Kattes Leben nach Antworten. Er fühlt sich ein in die Welt des pietistischen Preußen und zeigt, wie stark die Gefühle und Werte der damaligen Zeit uns immer noch prägen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.01.2018

Judith von Sternburg ist ganz gebannt von Michael Roes' historischem Roman über Leutnant Hans Hermann von Katte, Freund des späteren Friedrich des Großen. Besonders stark findet sie Roes im nicht-reflektierenden, nicht-erläuternden Erzählen, wenn die "immense" Recherchearbeit für das Buch im Hintergrund wirkt und sich der Autor ganz auf den Leutnant und seine nüchtern beobachtende Erzählerposition konzentriert, ohne ihn zu einer modernen Figur zu stilisieren. Dann vermitteln Perspektive und Text Glaubwürdigkeit und einen Sog, meint Sternburg, und Gegenwart und Vergangenheit stehen still. Die von Roes eingezogenen weiteren Handlungsebenen findet Sternburg hingegen entbehrlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2017

Für den Rezensenten Andreas Kilb ist Michael Roes' Buch über den preußischen Leutnant Hans Hermann von Katte der Versuch zu einem historischen Roman, nicht mehr und auch nicht weniger. Dass der ganz große Wurf nicht gelingt, liegt für Kilb daran, dass der Autor einerseits der Gefahr der Kolportage bei der Darstellung einer (homo-)sexuellen Selbstfindung am Hof Friedrichs I. durch Takt und Erfindungsgabe entgeht, andererseits aber irgendwann seinem Blick auf die Story selbst nicht mehr zu trauen scheint und die Figuren stattdessen einfach ihrem historischen Schicksal überlässt. Damit schwindet der Zauber, meint Kilb, dem auch die Rahmenkonstruktion des Textes überflüssig erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2017

Hans Hermann von Katte wurde vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. vor allem deshalb zum Tode verurteilt, weil dieser in Katte den Verführer seines Sohnes sah, so ließe sich die Grundidee von Michael Roes' Roman "Zeithain" beschreiben, verrät Jörg Magenau. Um aber schließlich beim preußischen Kronprinzen und letztlich bei der Hinrichtung zu landen, nimmt sich Roes viel Zeit und Raum, so der Rezensent: Zunächst wird auf etwa sechshundert Seiten, nicht ohne Längen, aber mit ausreichend Höhepunkten, die Geschichte Hans Hermann von Kattes von Kindesbeinen an erzählt und ein Panorama der preußischen Gesellschaft gezeichnet, in der Homosexualität mit einer "Austreibung der Seele" begegnet wurde, fasst Magenau zusammen. Wie Roes sich in diesem "Breitwandepos mit dämonischen Untertönen" insbesondere auf das Körperliche konzentriert, hat dem Kritiker gefallen. Ein großes Buch über einen Mann, der nicht vergessen werden sollte, findet der Rezensent.
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