Henriette Valet

Madame 60a

Roman
Cover: Madame 60a
Verlag Das kulturelle Gedächtnis, Berlin 2022
ISBN 9783946990628
Gebunden, 232 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen übersetzt und benachwortet von Norma Cassau. Das Hôtel-Dieu, im Schatten der Pariser Kathedrale Notre-Dame, nimmt seit Jahrhunderten mittellose Schwangere auf, die kurz vor der Entbindung stehen und nicht wissen, wohin. Es ist ein Mikrokosmos, der die Gesellschaft unter Extrembedingungen spiegelt - und doch weiß man wenig über die konkreten Bedingungen, das Erleben an diesem vielfach tabuisierten Ort. In den Jahren um 1930 betritt eine junge Frau dieses Heim. In den überfüllten Saal wird, zwischen die Nummern 60 und 61, ein weiteres Bett geschoben: 60a. Henriette Valets Roman "Madame 60a" begleitet die namenlose, aber nummerierte Protagonistin bis zur Geburt ihres Kindes und zur Entlassung aus dem Hôtel- Dieu. Wir sehen die Routinen und Schmerzen, die Gehässigkeit und Verzweiflung der Frauen, aber auch ihre Freimütigkeit und ihren Zusammenhalt. Die Niedertracht der Situation, in die sie geraten sind, konzentriert die Niedertracht einer ganzen Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2022

Rezensentin Lena Bopp empfiehlt Henriette Valets erstmals 1934 erschienene "literarische Reportage" einer Frau aus dem Pariser Hotel-Dieu für schwangere Frauen. Der Text taugt laut Bopp als Zeitdokument wie als psychologisch dichtes Stück Literatur gleichermaßen. Der zwischen Zynismus und "glasklarer" teilnehmender Beobachtung schwankende Duktus des von der Ich-Erzählerin Notierten nimmt Bopp gefangen. Die mannigfachen Schicksale der Schwangeren, die die Erzählerin gesellschaftskritisch und mit Exkursen in Politik, Religion und Ausbeutung betrachtet, lassen laut Bopp keinen Raum für Illusionen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2022

Rezensentin Marie Schmidt stellt drei Romane vor, die sich mit der Klinik als "Ort literarischer Freiheit" beschäftigen. Einer davon ist die Wiederentdeckung von Henriette Valets "Erfolgsbuch" vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Ich-Erzählerin begibt sich hochschwanger in das Pariser "Hôtel Dieu", einem Geburtshaus für mittellose Schwangere und erzählt die Geschichten ihrer Mitpatientinnen, resümiert Schmidt. Bei aller "sozialrealistischen Härte", die die Beschreibung von Gerüchen, Körpern und den Schicksalen der Prostituierten und hoffnungslosen Frauen mit sich bringt, erkennt die Rezensentin dieses Haus auch als utopisches Vorbild für Frauen, die sich frei von Scham und beschränkenden Konventionen auf ihre Gemeinsamkeiten besinnen.
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