Alexander Bogner

Die Epistemisierung des Politischen

Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet
Cover: Die Epistemisierung des Politischen
Philipp Reclam jun. Verlag, Ditzingen 2021
ISBN 9783150140833
Kartoniert, 132 Seiten, 6,00 EUR

Klappentext

Ob Impfdebatte, Corona- oder Klimakrise - viele politische Streitfragen werden heute als Wissenskonflikte verhandelt. Man beschäftigt sich immer weniger mit normativen Aspekten und individuellen Handlungsoptionen, sondern streitet um die überlegenen Erkenntnisse: Wer am genauesten mit den Ergebnissen der Wissenschaft übereinstimmt, so die implizite Annahme, der verfügt damit auch über Lösungen, die dann alternativlos sind.Alexander Bogner untersucht diese Fixierung auf Wissensfragen und ihre Folgen. Dabei wird deutlich, dass diese "Epistemisierung des Politischen" gefährlicher für unsere Demokratie ist als das leicht durchschaubare Spiel mit Fake News und Twitter-Lügen. Die Hochkonjunktur von Verschwörungsideologien und alternativen Fakten, über die alles gesagt zu sein scheint, erscheint unter diesen Vorzeichen in völlig neuem Licht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2021

Rezensent Uwe Justus Wenzel verdankt diesem Buch des Soziologen Alexander Bogner viele interessante Anregungen. Vor dem Hintergrund der aktuell gewachsenen Bedeutung der Virologie und Epidemiologie, dem Zweifel an den "Corona-Maßnahmen", aber auch der Klimapolitik analysiere Bogner die Verknüpfung von "wissenschaftlicher Entzauberung und Wiederverzauberung", klärt der Kritiker auf: Zum einen untersuche er die "gegenaufklärerischen Graswurzelbewegungen", denen es um Eindeutigkeit und Freiheit gehe, zum anderen blicke Bogner auf den politischen "Szientismus", informiert Wenzel. Als Wissenschaftsfeind tritt der Autor hier keineswegs auf, auch wenn er die "Autonomie des Politischen" in den Mittelpunkt stellt, versichert der Rezensent. Vielmehr bedürfe es in einer deliberativen Demokratie der Bezugnahme auf einen gemeinsamen "Referenzrahmen", liest er.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.05.2021

Rezensentin Maja Beckers erfährt vom Soziologen Alexander Bogner, inwieweit Politik heute als eine Frage des Wissens behandelt wird. Wenn Interessen Messwerten weichen, befürchtet der Autor die verstärkte Ausbreitung von Fake-News und Verschwörungsmythen, erläutert Beckers. Bogners Analysen findet sie überzeugend, aber teilweise auch von "konstruktivistischem Hintergrundrauschen" begleitet, das Klimaforschung und Leugnung des Klimawandels für gleichberechtigte Formen des Wissens zu halten scheint, wie Beckers mutmaßt. Zum Glück macht der Autor aber auch deutlich, dass er Expertenwissen für eine notwendige Basis für Debatten hält, und schreibt nicht gegen die Wissenschaft, meint Beckers erleichtert.