Arthur Isarin

Blasse Helden

Roman
Cover: Blasse Helden
Albrecht Knaus Verlag, München 2018
ISBN 9783813507775
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Der romantische Deutsche Anton zieht zu Beginn der 1990er Jahre nach Moskau. Hier hofft er jene Leichtigkeit und Freiheit zu finden, die er im Westen vermisst. Engagiert wird der 32-Jährige Deutsche von einem Rohstoffhändler, der für seine riskanten Geschäfte in der rapide zerfallenden Sowjetunion einen zuverlässigen Mr Fix-it sucht. Anton ist dafür der ideale Mann: Er hat keine politische Haltung, stellt keine moralischen Fragen und beherrscht die Kunst lässig-dionysischen Gleitens. Es verlangt ihn nach schönen Frauen, der hohen Kultur und, natürlich, Geld. Schnell erhält Anton Zugang zu den neuen Eliten des Landes. Er lässt sich treiben und führt als "blasser Held" ein bizarres Leben unter kultivierten Banditen, Künstlern, Geheimdienstleuten, Betrügern, korrupten Unternehmern, Kokotten und mittellosen Schönheiten. Sein lustvoller Gleitflug endet jäh, als Putin ein Jahrzehnt später die Szene betritt. Anton muss sich entscheiden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2018

Rezensentin Sonja Zekri hält Arthur Isarins Roman für unverzeihlich. Dass sich hinter dem Pseudonym Norris von Schirach verbirgt - Bruder von Ferdinand, der kein Russe ist, jedoch einige Jahre in Moskau lebte -, beeindruckt sie nicht weiter. Was an der Geschichte über einen westlichen Glücksritter im Moskau der Jelzin-Ära, der risikolos mit dem Unmoralischen kokettiert und die Frauen liebt, echt, was erdacht ist, ficht Zekri kaum an, eher noch geht ihr die Druckserei im Schutz literarischer Deckung auf die Nerven. Dass Isarin bei den Sexszenen stilistisch versagt, Russlandklischees aneinanderreiht - geschenkt, meint die Rezensentin. Wirklich erbost aber ist sie wegen der historischen Unausweichlichkeit, die der Roman suggeriert. Dass Putins autokrater Staat die Folge früherer Zügellosigkeit sei, wie die Geschichte nahelegt, möchte Zekri keinesfalls unterschreiben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.05.2018

Ganz sicher scheint Rezensentin Cornelia Geißler sich nicht zu sein, ob ihr das Romandebüt des Autors gefallen hat. Immerhin hat die Geschichte um den deutschen Anton, der in Russland Karriere in einem Energieunternehmen macht, sie daran erinnert, dass es zwischen Putins Russland und der Sowjetunion auch noch eine Zeit gab, in der "Geld jegliche Ideologie ersetzte". So folgt sie der eher unbeteiligt wirkenden Hauptfigur durch Alkoholexzesse, Prostituiertenkontakt und kulturelle Vergnügungen, alles scheint ihm als Westler geschenkt zu werden. Die Zeichnung der russischen Gesellschaft findet Geißler stellenweise humorvoll, stellenweise zu klischeehaft. Dennoch scheint der Roman ihr ein anschauliches Bild von einer Zeit vor Augen geholt zu haben, in der Oligarchen alles waren und "Klinikärzte ohne Lohn blieben". Viele kleine Details liest sie sogar als "Schlüssel für heutige Fragen".