Pedro Rosa Mendes

Tigerbucht

Angola sehen und überleben - Stimmen aus dem Staub des Krieges
Cover: Tigerbucht
Ammann Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783250600374
Gebunden, 416 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Ines Koebel. Pedro Rosa Mendes bricht 1997 auf, um auf den Spuren der portugiesischen Forschungsreisenden Hermengildo Capelo und Roberto Ivens von der afrikanischen Westküste zur Ostküste zu reisen, von Angola nach Mozambik, beides ehemalige portugiesische Kolonien. Bald wird ihm bewusst, dass ein solches Unterfangen in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Kontinent fast aussichtslos ist. Straßen und Brücken sind zerstört, riesige Gebiete haben sich in Minenfelder verwandelt, bewaffnete Gruppen kontrollieren weite Teile des Landes, der Friedensprozess existiert nur auf dem Papier.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.03.2002

Seit dem Tod des Rebellenführers Savimbi sei Angola wieder aktuell, merkt Dominic Johnson an und leitet damit zu einem spannenden Unternehmen des portugiesischen Journalisten Pedro Rosa Mendes über, der im Jahr 1997 quer durch Angola gereist ist und in den entlegensten Gebieten der Region teilweise "hängengeblieben" ist. Das vorliegende Buch versammelt größtenteils Biografien von Personen, denen Mendes unterwegs begegnet ist: alle vom Wahnsinn des Krieges gezeichnet, denn, so gibt Johnson zu bedenken, der Krieg in Angola sei älter als die meisten Bewohner dort, so dass eigentlich niemand über die Erfahrung von Normalität verfügen könne. Die Geschichtensammlung trägt deswegen einen teils realen, teils surrealen Charakter - viele, was dort Wirklichkeit ist, wird uns völlig unwirklich vorkommen. Aber wer die widersprüchlichen Seiten des angolanischen Krieges kennen lernen und verstehen lernen möchte, der greift Dominic Johnson zufolge sowieso lieber zur Literatur eines Mendes als zu nüchternen politischen Zeitungsanalysen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.12.2001

Thomas Kastura zeigt sich beeindruckt vom Bericht des portugiesischen Journalisten Mendes, den dieser über seine Durchquerung des südlichen Afrika abgeliefert hat. Trotz des häufig niederschmetternden Inhaltes ist der Rezensent voll des Lobes über dieses Buch, das in seiner Form zwischen Reportage, Roman und Bericht schwanke. Mendes sei in seinen Beobachtungen "sprachmächtig", in den beschriebenen Lebensläufen äußerst einfühlsam und in seinem Blick zurück "melancholisch". All dies sei dem Thema, den Ländern (besonders Angola, das den Schwerpunkt des Buches bildet) und den Menschen überaus angemessen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2001

Tief beeindruckt zeigt sich Hauke Hückstädt von Buch des Journalisten Pedro Rosa Mendes. Dieser sei ein hervorragender Beobachter, dem auf seiner Reise weder die Schrecken noch der starke Wille der Menschen Angolas entgehen. Der Roman bestehe aus den verschiedensten Dokumenten, deren nicht chronologische Anordnung dem Inhalt durchaus angemessen sei. Auch die Übersetzerin Ines Kobel zeige sich der "Vorstellungskraft und literarischen Agilität" des Autors mit ihrem "beunruhigenden Deutsch" hervorragend gewachsen, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.09.2001

Bisher hatte der 1968 geborene Portugiese Pedro Rosa Mendes mit Reportagen aus Krisengebieten Aufsehen erregt, nun debütierte er auch als Romanautor und dies, wie Christoph Schröder findet, sehr überzeugend. Inhalt des Buches mit dem Titel "Tigerbucht" ist seine dreimonatige Reise quer durch Angola, quer durch die Hölle also, wie es der Rezensent auf den Punkt bringt. Was den Leser erwartet, sind "Berichte von faszinierender Düsternis, Bilder von einem Land, das es so nicht geben dürfte", umschreibt Schröder fasziniert diese Mischung aus Reportage, Essay und Roman. Mendes Sprache charakterisiert er als hart und klar, jedoch immer wieder von poetischen Momenten durchsetzt. In der Zerstörung, so Schröder, finde Mendes jedoch immer wieder Schönheit und somit Hoffnung, und das Beispiel zweier beinamputierter Männer beim gemeinsamen Tanz, das er anführt, vermittelt einen Eindruck davon.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2001

Ein "brillantes literarisches Erstlingswerk", so lautet das Urteil von Lisa Rimli über Pedro Rosa Mendes "Tigerbucht". Für dieses Buch habe Mendes den afrikanischen Kontinent in eigener Sache und nicht als Reporter von Angola bis Mocambique durchquert, weiß sie. Resultat der viermonatigen Reise sei ein "Logbuch einer Reise durch den Krieg", das weder ein klassischer Roman noch ein linearer Reisebericht sei. Hier werden vielmehr Textfragmente zusammengefügt, wobei, wie die Rezensentin erklärt, sich Genres ebenso vermischen wie Realität und Fiktion. Dieser Nichtlinearität des Buches komme die parallel zur portugiesischen Druckausgabe erschienene Hypertextausgabe (www.baiadostigres.com) mit ihren freien Navigationsmöglichkeiten zwischen Orten, Text- und Tonfragmenten am nächsten, findet die Rezensentin. Den größten und schwierigsten Teil seiner Reise habe Mendes 1997 im kriegsverwüsteten Angola verbracht. Mit seinem Sinn für surreale Bilder und Situationen und seinem Gehör für Sprachtonalitäten der Menschen sei es ihm gelungen, den Krieg in seiner Vielschichtigkeit zu porträtieren, lobt Rimli und merkt noch an, das Mendes wegen der Schärfe seiner politischen Analysen von der angolanischen Regierung zur persona non grata erklärt wurde.