Robert Spruytenburg

Das LaSalle-Quartett

Gespräche mit Walter Levin
Cover: Das LaSalle-Quartett
Edition Text und Kritik, München 2011
ISBN 9783869161020
Gebunden, 428 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Mit 48 Abbildungen und 1 CD. Das LaSalle-Quartett wurde 1947 an der Juilliard School in New York gegründet und hat bis 1987 konzertiert. Seit seiner Gründung hat es sich durch seinen Einsatz für die Musik des 20. Jahrhunderts allem voran die Neue Wiener Schule einen Namen gemacht. Sein Einsatz galt aber genauso der Musik der unmittelbaren Gegenwart. Mit nie nachlassender Neugier und Energie widmete es sich zudem unbekanntem oder vernachlässigtem Repertoire. So hat es durch seine Aufführung und Schallplattenaufnahme der vier Streichquartette Alexander Zemlinskys wesentlich zur Renaissance dieses vom Nazi-Regime verpönten Komponisten beigetragen.
Bahnbrechend für die Entwicklung der Streichquartett-Literatur waren jedoch die Kompositionsaufträge an die jungen Komponisten der Nachkriegszeit. Daraus entstand eine ganze Reihe von Werken, die das LaSalle-Quartett uraufgeführt hat. Das Streichquartett von Witold Lutoslawski (1964), das zweite Streichquartett von György Ligeti (1968) sowie "Fragmente Stille, An Diotima" von Luigi Nono (1980) sind inzwischen als Klassiker in die Streichquartett-Literatur eingegangen. Das LaSalle-Quartett zeichnete sich durch seinen fanatischen Respekt vor dem Notentext, seine große rhythmische Intensität und rhetorische Expressivität sowie seinen transparenten Klang aus.
Obschon in Cincinnati ansässig, war das LaSalle-Quartett zutiefst europäisch geprägt: Drei seiner vier langjährigen Mitglieder waren deutsche Emigranten, die auf zum Teil abenteuerliche Weise den Weg nach Amerika gefunden haben. So auch Walter Levin (1924), der Primarius, mit dem die vorliegenden Gespräche stattfanden. Er ist mit seiner Familie im Dezember 1938 nach Palästina ausgewandert, wo er sieben äußerst fruchtbare und prägende Jahre des Unterrichts mit erstklassigen Lehrern verbrachte. Im Dezember 1945 reiste Walter Levin nach New York, um an der Juilliard School of Music zu studieren und seinen Traum, ein Streichquartett zu gründen, zu verwirklichen.
Im Gespräch zeichnet Walter Levin die verschiedenen Einflüsse nach, die ihn und seine Kollegen geprägt haben. Er schildert die Entwicklung und Arbeitsweise des LaSalle Quartetts, die Zusammenarbeit mit Schallplattenfirmen, die Lehrtätigkeit und wie das Repertoire schrittweise aufgebaut wurde. Die Diskussion spezifischer Interpretationsprobleme ist aufschlussreich für die Denkweise Walter Levins und des LaSalle-Quartetts. Zur Illustration sind einige Beispiele auf der dem Buch beigefügten mp3-CD zu hören. Die CD beinhaltet ebenso Original-Beispiele wie Ganzversionen von Auftragswerken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.12.2011

Jedem musikinteressierten Leser möchte Rezensent Marcus Stäbler dieses Buch ans Herz legen. Walter Levin, Geiger und Begründer des weltberühmten LaSalle-Quartetts, spricht kundig und lebendig über sein Leben und die Werke und Komponisten, die es geprägt haben. Wie lebendig er erzählt kann man auch auf der CD hören, die dem Buch beigelegt ist, so Stäbler. Und was für ein Musiker das ist! Einer, der alles Kompromisslerische und Gefällige ablehnte und seine Mitmusiker geradezu zwang, neue Musik von Nono, Lutoslawski, Schönberg oder Ligeti einzuüben. Interviewpartner Robert Spruytenburg ist ausgezeichnet vorbereitet, so Stäbler, und veranlasst Levin so zu "hochinteressanten Gedankengängen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Dieses Buch sollten alle jungen Künstler lesen, empfiehlt Rezensent Wolfgang Schreiber. Denn was Walter Levine über Kunst und speziell die Musik zu sagen habe, sei absolut lesenswert. Levine, 1924 in Berlin geboren, mit 14 Jahren nach Palästina emigriert und 1946 in die USA übersiedelt, wo er das legendäre LaSalle-Quartett gründete, führte nicht nur ein bewegtes Leben, er kannte auch viele inspirierende Künstler, vom Geiger Bronislaw Huberman bis zu den Dirigenten Hermann Scherchen und Arturo Toscanini. Davon erzählt er, aber vor allem erzählt er von der Musik, die er hörte und spielte, Klassik ebenso wie die Zweite Wiener Schule oder Ligeti. Und immer trifft er dabei "ins Zentrum von Technik, Charakter und Geist", versichert Schreiber.
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