Julia Voss

Darwins Jim Knopf

Cover: Darwins Jim Knopf
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100958051
Gebunden, 184 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist eines der populärsten Kinderbücher der Nachkriegszeit. Bisher dachte man auch, dass damit alles gesagt sei. In einer spannenden Spurensuche legt Julia Voss jedoch eine tiefere Dimension dieses Klassikers der Kinderliteratur frei: Wie eine Detektivin weist sie nach, dass zahlreiche Anspielungen auf Darwin und die Evolutionstheorie das gesamte Buch durchziehen - es sind so viele, dass sich dahinter ein Plan verbergen muss. Diesen Plan legt sie Schritt für Schritt frei und zeigt, dass Michael Endes Buch mehr ist als das Produkt reiner eskapistischer Phantasie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2010

Nicht nur ein Licht ist Uwe Justus Wenzel bei der Lektüre dieses Buchs aufgegangen, das die Identität einer berühmten Kinderbuchfigur, Michael Endes Jim Knopf nämlich, auf ein real existierendes Kind an Bord von Charles Darwins Forschungsschiff zurückführt. Auch wenn er nicht bei jedem Schluss, den die Wissenschaftsredakteurin aus ihren Überlegungen zieht, folgen möchte und ihr auch den ein oder anderen Irrtum nachweisen kann. Dennoch hat ihn die Grundthese des Buchs inspiriert, Michael Ende habe für sein Epos, ein Gegenentwurf nicht nur zu dem Schicksal jenes originalen Jemmy Buttons, sondern auch und hauptsächlich zur nationalsozialistischen Mythenwelt vorgeschwebt, die noch in deutschen Köpfen herumgespukt sei, als "Jim Knopf" entstand.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2009

Sehr angeregt folgt Inga Ehret Julia Voss' Interpretation von Michael Endes Kinderbuchklassiker "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" als Erwiderung auf die nationalsozialistische Auslegung von Darwins Evolutionstheorie. Dass die Rassentheorie der Nazis ihren theoretischen Unterbau in der Evolutionstheorie hatte, das hält die promovierte Kunsthistorikerin für ein Missverständnis von Ende, und sie kann in den "phantastischen Bilderwelten" des Kinderbuchautors sogar Gemeinsamkeiten zu Darwin nachweisen. Die Figur des schwarzen Jim Knopf beruhte zudem auf dem kleinen Jemmy Button, der auf dem Forschungsschiff Darwins mitreiste, entnimmt die Rezensentin interessiert der Lektüre. Sie lässt sich von der übersichtlichen Gliederung und den kenntnisreichen Interpretationen der Autorin überzeugen und findet es besonders erhellend, dass Ende, dem man in den 60er Jahren "Eskapismus" vorgeworfen hat, bei Voss als ein Autor Kontur gewinnt, der sich im Gegenteil besonders kritisch mit dem nationalsozialistischen "Erbe" auseinandergesetzt hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Als echten "Glücksfall" feiert Rezensentin Susanne Mayer den schmalen Band der FAZ-Redakteurin Julia Voss über Michaels Endes Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", das nach der These der Autorin eine Auseinandersetzung mit Darwins Evolutionstheorie darstellt, aus der die nationalsozialistische Rassentheorie schöpfte. Der Band ist ein "Ableger" von Voss' kunsthistorischer Dissertation über Darwins Bilder, sie befreit Darwins Ideen und Motive aus dem Zugriff der Nazis und auch aus Michael Endes Misskonzeption des Nationalsozialismus' als "Ausgeburt" der Evolutionstheorie, so die interessierte Rezensentin. Und so könne die Autorin am Ende sogar zeigen, dass Endes Fantasiewelten mit ihren Tanzrehen und riesigen Schmetterlingen durchaus mit der "Offenheit" von Darwins Vorstellungen korrespondieren und keineswegs rein eskapistischen Charakter haben.