Sybille Krämer

Medium, Bote, Übertragung

Kleine Metaphysik der Medialität
Cover: Medium, Bote, Übertragung
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518584927
Gebunden, 379 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Was ist ein Medium? Die zeitgenössische Mediebatte rekonstruiert Medien zumeist in Begriffen technischer Mittel und Apparate und (v)erklärt sie zum archimedischen Punkt unseres Weltverhältnisses. Das neue Buch von Sybille Krämer unternimmt einen Perspektivenwechsel: Was bedeutet es, wenn wir Medien nicht als Mittel, sondern als Mitte und Mittler bestimmen? Die Antwort darauf wird durch das "Botenmodell" gegeben, das Übertragung als ein kulturphilosophisches Schlüsselkonzept ausweist. Der Bote erscheint in diesem Zusammenhang als die Figur eines Dritten, der zwischen heterogenen Welten plaziert ist und damit Kommunikation und Austausch ermöglicht. Die kulturstifte Leistung des Übertragens wird am Beispiel der imaginären Figur des Engels, der Krankheitsübertragung durch Viren, der Eigentumsübertragung durch Geld, der Sprachübertragung in der Übersetzung, der Gefühlsübertragung in der Psychoanalyse und schließlich der Übertragung von Wahrnehmung und Wissen durch Zeugen analysiert. "Aisthetisierung" - im Sinne des Wahrnehmbarmachens eines Abwesen bzw. eines Unsinnlichen - erweist sich dabei als die Elementaraufgabe von Medien.
Sybille Krämer will mit ihrem Buch den Boden bereiten für eine kritische Auseinandersetzung mit unserem demiurgischen Selbstverständnis als Homo faber bzw. Homo generator. Was bedeutet es, wenn wir uns eher als Bote denn als Macher und Konstrukteur begreifen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2008

Am Anfang seiner Rezension sagt Uwe Justus Wenzel zwar, dass Sybille Krämer keine ausgearbeitete Theorie der Medien vorlegen wolle, aber dann hastet er dem Gedankenflug der Autorin doch ganz schön atemlos hinterher, und der Wenzels Kritik folgende Leser wiederum versucht die hier formulierte Wahrheiten noch am Rocksaum zu erwischen. Also jedenfalls scheint es sich so zu verhalten: Nicht das Medium ist die Botschaft, sondern der Bote. Krämer geht es um eine neue Definition unseres Verhältnisses zu Medien, die - unter anderem - McLuhans zum Gemeinplatz herabgesunkene These problematisiert. Als "Medium" steht dabei alles Mögliche da: Engel zum Beispiel, oder auch Viren. Auch "Übertragung" wird hier zum zentralen Begriff. Wenzel deutet an, dass Krämer vielleicht nicht immer ganz auf der Höhe ihrer hochgespannten Begriffe sei. Aber insgesamt scheint er das alles ganz schön interessant zu finden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2008

Der hier rezensierende Professor für Ästhetik in Graz, Andreas Dorschel, kann sich nicht wirklich erwärmen für Sybille Krämers medientheoretische Abhandlung über die Figur des Boten. Ein wenig hat er den Eindruck, hier werde wieder einmal alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Die Absicht der Autorin, "die Figur des Boten als mediale Urszene" (Krämer) einzuführen, quittiert er mit der Feststellung, Figuren seien allerdings keine Szenen. Auch sonst zeigt er sich gegenüber den Argumenten Krämers überaus kritisch. Er hält ihr vor, einfache Einsichten mittels "Sprachbombast" und "Prachtvokabeln" aufzublähen, derart, dass sie dadurch auch noch unrichtig würden. Die Frage, was denn für eine auf den Boten fokussierte Philosophie der Medien spreche, beantwortet er süffisant. Sie bietet seines Erachtens erstens eine gute Gelgenheit, "autoritative" Zitate etwa von Walther Benjamin zum Bestens zu geben. Zweitens mittels rhetorischer Fragen bestimmte Effekte zu erzielen. Drittens könne sie durch "selbstgesetzte Spielregeln" auftrumpfen, deren oberste laute, man könne selbstverständlich alles auch ganz anders sehen.
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