Isabelle Graw

Die bessere Hälfte

Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts
Cover: Die bessere Hälfte
DuMont Verlag, Köln 2003
ISBN 9783832159610
Gebunden, 272 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit 68 Abbildungen. Das Werk von Künstlerinnen wie Elaine de Kooning und Eva Hesse bis zu Isa Genzken und Rosemarie Trockel unterzieht Isabelle Graw einer umfassenden Analyse. Während zunächst Techniken und Methoden zusammen-fassend beschrieben werden, zieht die Autorin im zweiten und dritten Kapitel Milieustudien und Schilderungen des Kunstbetriebes hinzu. Die Verbindung von formalen und ästhetischen Beobachtungen mit sozialen und politischen Einschätzungen eröffnet in dieser kritischen Studie modellartig einen neuen Zugang zu einem scheinbar allzu bekannten Thema.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.07.2003

Zwiespältig findet der Rezensent Christoph Heinrich diese Abhandlung "gegen Künstlerinnen" von Isabelle Graw. Einerseits "anregend, thesenreich" und deshalb sehr provokant, beschreibt er die Ausführungen, andererseits argumentiere die Autorin in einer sehr fragwürdigen Weise. Graw, die "dem Kunstbetrieb eine enorme Bedeutung zuschreibt", stellt drei Thesen auf, die beleuchten sollen, warum Künstlerinnen Erfolg haben. Als "starken Tobak" bezeichnet der Rezensent die Feststellungen, dass sich Künstlerinnen die "Errungenschaften ihrer männlichen Kollegen aneigneten", dass sie sich "instinktsicher" immer an den Brennpunkten der Kunstszene bewegten und den Verweis der Autorin auf das Wissen von Künstlerinnen über die "(Selbst-)Inszenierung als Ausnahmefrau", welches diese wirksam einzusetzen verstünden. Künstlerinnen werden hier der "bewussten und stärkeren Aneignung künstlerischer Strategie" verdächtigt, meint der Rezensent. Der "größte Mangel" des Buches bestünde darin, dass die spezifischen Fähigkeiten der einzelnen Personen auf der Strecke blieben. Die wenig plausible Beweisführung der Autorin versuche denn auch, den Künstlerinnen wirkliches Können abzusprechen. Andererseits stellt sie aber beispielhaft dar, dass es durchaus auch Frauen gebe, die allein durch ihren besonderen Kunststil Aufsehen erregt hätten, bemerkt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.07.2003

Klagen über die Ungerechtigkeit des männlich geprägten Kunstbetriebs? Es geht auch anders, hat Christiane Meixner bei der Lektüre von Isabelle Graws Fallstudie festgestellt. Es gelinge der Herausgeberin der Zeitschrift "Texte zur Kunst", ein Bild der "aktiven Künstlerin" zu zeichnen. Besonders gut hat der Rezensentin gefallen, dass es Graw letztlich nicht um die Aufarbeitung einzelner Biografien gehe. Ihr Fokus sei vielmehr das Prinzip der "Appropriation Art", der kreative Raubzug durch das Werk männlicher Kollegen, berichtet Meixner. Das ermögliche es Graw, verschiedenste Künstlerinnen wie Sherrie Levine, Cindy Sherman oder Agnes Martin in den Blick zu bekommen. Meixner lobt, die Autorin eröffne den Weg für weitere Diskussionen zum Thema.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.05.2003

"Mut zum Jein" - so könnte man Brigitte Werneburgs uneingeschränktes Lob für Isabell Graws Studie überschreiben. Nicht jedoch Unentschlossenheit ist damit gemeint, sondern die Bereitschaft, "komplexe Antworten und Befunde" nicht zu reduzieren, sondern sich entfalten zu lassen. Und dank ihres "präzisen Stils" gelinge es Graw, daraus nicht nur ein kluges, sondern auch ein gut lesbares Buch über mehrere Generationen von Künstlerinnen und die von ihnen ausgefochtenen Kämpfe zu machen. Und zwar in Form von Fallstudien, die das Spezifische erzählen und zugleich das Strukturelle erfassen sollen. Gelungen? Ein ganz klares Ja!