Felix Krämer

Das unheimliche Heim

Zur Interieurmalerei um 1900. Dissertation
Cover: Das unheimliche Heim
Böhlau Verlag, Köln 2007
ISBN 9783412035068
Gebunden, 262 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

»"Wohnsüchtig", so urteilte Walter Benjamin, sei das späte 19. Jahrhundert gewesen. In Zeitschriften und Musterbüchern, in der Literatur, dem Theater und sogar der Medizin befasste man sich intensiv mit dem privaten Heim. Auch in der bildenden Kunst erlebte die Gattung des Interieurs eine neue Blütezeit. Doch Maler wie Pierre Bonnard, Vilhelm Hammershi, Edvard Munch, Paul Signac, Felix Vallotton und Edouard Vuillard thematisierten in ihren Werken nicht das häusliche Glück, sondern die Bedrohung des Einzelnen, seine Ängste und seine Verlorenheit. Vor dem Hintergrund der europäischen Interieurmalerei um 1900 nimmt die vorliegende Studie diese verstörende Seite in den Blick. Exemplarisch werden die wichtigsten Interieurs der genannten Künstler hinsichtlich ihrer formal-ästhetischen und inhaltlichen Aspekte, aber auch ihrer kultur- und sozialhistorischen Kontexte befragt. Dabei wird deutlich, dass sich die Künstler gezielt dieses Motivs als eines Bedeutungssystems bürgerlicher Normen und Werte bedienten, um gleichzeitig die damit verknüpften gesellschaftlichen Erwartungen zu untergraben. So wird aus der besinnlichen Stube eine Stätte der Angst: das Interieur, das unheimliche Heim.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.05.2007

Als Detektivarbeit beschreibt Rezensent Werner Hofmann diese Analyse von sechs Malern in sechs Kapiteln. Felix Krämers Recherche jenseits der kunsthistorischen Schubladen verfolge beispielsweise eine bisher unentdeckte Spur beim üblicherweise kulinarisch verstandenen Bonnard, der selbst vom Verborgenen gesprochen habe, das im Alltäglichen stecke. Den Beifall des Rezensenten findet auch Krämers Hinweis auf den Rang Vallotons, dessen "konturscharfe Glätte" schließlich genauso bedrohlich sei wie das "bleiche Helldunkel" bei Munch. Ausgangspunkt für Felix Krämer, skizziert der Rezensent, sei eine Begriffsgeschichte des Wortes "unheimlich" und die Frage nach den psychologischen Implikationen. Hier zitiere der Autor Briefe von Freuds Parisaufenthalt 1885 und dessen Essay "Das Unheimliche". Der Rezensent ist beeindruckt von Krämers "fakten- und ideenreicher" Darstellung, die gut zu lesen sei und neben der Kunst- auch ein Stück Mentalitätsgeschichte zum 19. Jahrhunderts biete. Hier lägen "Anregungen", um so manche berühmte Museumssammlung neu zu arrangieren. Leider, bedauert der Rezensent ein wenig, gebe Felix Krämer keine Zusammenfassung seines "Paradigmenwechsels" und der Text breche gewissermaßen einfach ab.
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