Pierre Bourdieu

Der Staatsadel

Cover: Der Staatsadel
UVK Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 2004
ISBN 9783896698070
Kartoniert, 475 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Franz Hector und Jürgen Bolder. In dieser Anatomie des französischen Bildungssystems entwirft Pierre Bourdieu eine Theorie der Macht und zeigt, wie sich diese in der Konstruktion von Eliten in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung entfaltet und Gestalt annimmt. Macht erweist sich als Produkt eines sozialen Systems, das durch seine Struktur und Funktionslogik bestimmte gesellschaftliche Schichten privilegiert und ihnen die Reproduktion ihrer Macht ermöglicht. Bourdieus Buch biete die Analyse sozialer Ungleichheit und ihrer Reproduktion. Als entscheidender Faktor in diesem sozialen Konstruktionsprozess kristallisiert sich in der Analyse des Materials das kulturelle Kapital heraus. Es kommt bereits auf der Ebene der Sekundarschulen mit seiner selektiven Wirkung zum Tragen. In einer begrenzten Zahl exklusiver Gymnasien sammeln sich die Sprösslinge jener gesellschaftlichen Elite, die über Generationen hinweg ein hohes kulturelles Kapital verwaltet und ihren Nachkommen bereits in frühester Kindheit vermittelt hat. Mit dem Begriff Bildung ist dieses Kapital nur unzureichend beschrieben, weil es ästhetische, moralische und geistige Dispositionen umfasst. Aus diesen formiert sich ein besonderer Habitus, der seine Träger zur Macht prädestiniert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.06.2004

Thomas Kreuder beschränkt sich in seiner Rezension von Pierre Bourdieus "Der Staatsadel" auf die Reproduktion des Gelesenen - und Reproduktion, darauf läuft, so der Rezensent, auch für den französischen Soziologen das System der Elitelehranstalten, der "Grandes Ecoles", hinaus: auf die Reproduktion sozialer Herrschaftsstrukturen nämlich "nicht ausschließlich in demokratischer Weise". Natürlich sei diese schulische Form von Machtvererbung subtil, "da durchgefallene Kandidaten an ihren schlechten Noten und nicht wegen ihrer Herkunft als Arbeiterkinder scheitern". Doch werde jenen, die nicht von frühester Kindheit an Grundkenntnisse in Malerei und Musik erworben haben, letzten Endes sehr wohl ihre soziale Herkunft zum Verhängnis. Daher auch werden die 25 größten Unternehmen Frankreichs von Absolventen der Grandes Ecoles geleitet. So schließt der Rezensent an das Fazit der so "materialreichen wie eindringlichen" Studie - die "Illusion von Chancengleichheit" - die Mahnung an, die Bourdieuschen Erkenntnisse in die Diskussion um deutsche Eliteuniversitäten einfließen zu lassen.

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