Patrick Leigh Fermor

Reise in die Stille

Zu Gast in Klöstern
Cover: Reise in die Stille
Carl Hanser Verlag, München 2000
ISBN 9783446199323
Gebunden, 88 Seiten, 13,29 EUR

Klappentext

Auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit verbringt Patrick Leigh Fermor einige Zeit als Gast in französischen Klöstern. In zauberhaften Beschreibungen berichtet er als Außenseiter von den Innenwelten von St. Wandrille, Solesme, La Grande Trappe und schließlich den Felsenklöstern Kappadokiens. Er erzählt von der wechselvollen Geschichte der Klöster, nähert sich dem Geheimnis des mönchischen Lebens und vermittelt die Aura des Friedens und der Gelassenheit, die die Mönche umgibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.08.2001

In einer Doppelrezension bespricht Angelika Overath zwei Bücher des britischen Schriftstellers Patrick Leigh Fermor, der - wie sie anmerkt - in Deutschland fast ausschließlich als Sachbuchautor bekannt ist. Aber auch ihn einen "Reiseschriftsteller" zu nennen, ist nach Overath nicht wirklich zutreffend. Vielmehr handele es sich hier um ein "persönliches Sich-Aussetzen", um das Erleben und Beschreiben von Eindrücken großer Intensität.
1.) Patrick Leigh Fermor: "Mani. Reise ins unentdeckte Griechenland"
Nach Overath ist dieses erstmals 1958 erschienene Buch "konkret und subjektiv zugleich, geprägt durch die persönliche Anteilnahme" an diesem Landstrich. Die Mischung zwischen Alltagsbeobachtungen und "kulturhistorischen Abschweifungen, etymologischen und kunstkritischen Studien" und Vermutungen, scheint der Rezensentin überaus zu gefallen. Auch viele Bräuche, die noch aus der Antike stammen, habe Fermor entdeckt und beschrieben und auch Ausflüge in die Geschichte unternommen. Die Rezensentin bescheinigt Fermor, "das besessene Auge des Ethnographen und den Sinn des Historikers für heimliche Traditionen" zu haben, der schon frühzeitig für das Einfache plädiert habe, angesichts des Ruins zahlreicher nie wieder ersetzbarer Dinge. Und so ist dieses "brillant geschriebene, gelehrte, sinnliche Buch" für Overath nicht zuletzt ein Buch, das den Leser zwingt, über die Folgen von Tourismus und Spaßkultur nachzudenken. In mancherlei Hinsicht sei es gar ein religiöses Buch geworden, findet die Rezensentin, denn es "umfasst Verlust und Verheißung (...), Vergänglichkeit und Tod".
2.) Ders.: "Reise in die Stille. Zu Gast in Klöstern"
Über dieses Buch sagt Overath vergleichsweise wenig, doch erklärt sie dem Leser, dass Fermor diese Klöster "nicht als ein Gläubiger" aufgesucht hat, sondern um "über den Umweg ritualisierter Lebensformen 'Licht', 'Frieden', 'Glückseligkeit'" für seine Arbeit zu finden. Die Lektüre dieses Buchs, das - wie der Leser erfährt - nun zum ersten Mal auf Deutsch erschienen ist, macht nach Overath besser verständlich, warum der Autor "das 'unentdeckte' Griechenland der Mani betrat wie einen sakralen Raum".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2000

Zu einem "Kabinettstück seines Genres" kürt Hermann Wallmann dieses Reise-Buch. Und das, obwohl die "Reisen in die Stille" der Klöster, von denen der Autor berichtet, bereits 50 Jahre zurückliegen. Macht gar nichts, meint Wallmann und lobt die ungebrochene Vitalität des Buches, "weil Patrick Leigh Fermor Spannungen aushalten und gestalten kann", z. B. jene zwischen einem "urbanen Sarkasmus" angesichts der Einsiedlerstille und dem Glück, das diese Atmosphäre auch zu vermitteln vermag. Hinzu kommt ein "souveräner Wechsel der Register": Wallmann entdeckt Briefe und Brieferzählungen, "kirchengeschichtliche Skizzen und feinziselierte Charakterstudien", eine Litanei und "poetische Impressionen, die en passant die Moderne überwinden".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.11.2000

Karl-Markus Gauss stellt uns einen Mann vor, der hierzulande völlig unbekannt ist, aber in seiner alten Heimat England wie in seiner Wahlheimat Griechenland als Schriftsteller und Kriegsheld höchste Verehrung genießt. Fermor arbeitete im zweiten Weltkrieg als Verbindungsmann der Engländer auf Kreta, wo er den deutschen Befehlshaber in einem Handstreich festsetzte, berichtet Gauss aus der legendenumwobenen Vita des Autors, der mit seinen Reisebüchern das literarische Vorbild für Paul Theroux oder Bruce Chatwin abgab. In ihren Augen hatte er realisiert, was sie propagierten, so Gauss: "die nomadische Lebensform". In den 70er Jahren seien zwei seiner Bücher in Deutschland herausgekommen - nach Gauss: schnell vergessen oder vergriffen. Nun kann man sich mit seinem 1957 entstandenen Kloster-Buch vertraut machen, das für Gauss "viel von dem spröden Charme des Autors hat". Das Kloster als "Schule der Langsamkeit", der sich Fermor in einem Selbstexperiment unterzogen hat, schreibt der Rezensent. Der Autor sei zu dem Schluss gekommen: nirgends vergeht die Zeit so schnell wie im Kloster. Dem Leben der Mönche bringe er ausgesprochene Sympathie entgegen, während er sich mit dem Gründergeist der mittelalterlichen Orden kritisch auseinandersetze - ein Zwiespalt, den Fermor für Gauss durch das ganze Buch gewinnbringend austrägt.