Julia Deck

Winterdreieck

Roman
Cover: Winterdreieck
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783803132765
Gebunden, 144 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Antje Peter. Anfang Dezember findet sich eine junge Frau in Le Havre wieder, mittellos, alleinstehend und vom Arbeitsamt als hoffnungsloser Fall abgetan. Sie beschließt, den Namen einer Schriftstellerin aus einem Film von Eric Rohmer anzunehmen, und nennt sich fortan Bérénice. Aus der selbstverschuldeten, überaus prekären Lage versucht sie sich mithilfe dieser neuen Identität und eines unterwegs aufgegabelten Mannes zu retten. Der Schiffsinspektor erliegt zunächst ihrem Charme und Geheimnis, nimmt sie mit nach Marseille und dann nach Paris, versucht aber vergeblich, irgendetwas über sie zu erfahren. Als er schließlich begreift, dass "Mademoiselle" erstens wirklich einen Knall oder das Gedächtnis verloren hat und ihn zweitens nur ausnutzt, will er sie mit allen Mitteln, wieder loswerden…

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2016

Mit ihrem zweiten Roman hat Julia Deck sich als Meisterin der Verwirrung bewiesen, findet Rezensent Georg Renöckl. Eine junge, mittellose Frau verführt einen Schiffsbau-Ingenieur mit einer gestohlenen Identität. Jedoch nicht nur ihr Geliebter ist sich bald nicht mehr sicher, wer sie wirklich ist, auch sie selbst verfängt sich in den Rollen, die sie spielt und ihren realen Erinnerungen, lesen wir. Für Renöckl wird eine Interpretation der Ereignisse immer schwieriger, bis sie ihm schließlich unmöglich scheint. Angesichts zunehmend "verschwimmender Gewissheiten" und einer mehr als wechselhaften Romanheldin schwankt der Rezensent zwischen Verzweiflung und Bewunderung für den tadellosen Stil sowie die beeindruckende Intuition der Autorin, was menschliche Abgründe angeht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.05.2016

Auch mit ihrem zweiten Roman beweist Julia Deck ihr schriftstellerisches Können, aber auch, dass der "nouveau roman" keine Schwerstarbeit sein muss, verspricht Jochen Schimmang. Denn Deck weiß das hierzulande wenig gewürdigte Genre virtuos weiterzuentwickeln, indem sie dessen erzählerische Mittel auf die Gegenwart überträgt, versichert der Kritiker. Mit ihrer Geschichte um eine zunächst nur als "Mademoiselle" auftretende Hochstaplerin, die sich nach einem Rohmer-Film "Bérénice Beaurivage" nennt, eine Beziehung mit einem reichen Schiffsinspektor beginnt und sich vor diesem als Romanautorin ausgibt, legt die Autorin mit wunderbar "bösem" Blick gesellschaftliche und zwischenmenschliche Verhältnisse, aber auch Strukturen des Kapitalismus offen, lobt der Rezensent. Das Buch erinnert den Rezensenten durchaus an Robbe-Grillets "Augenzeuge", doch spiele Deck leichthändiger und unterhaltsamer mit Perspektiv- und Subjektwechseln.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2016

Cornelius Wüllenkemper findet es gelungen, wie Julia Deck auch mit ihrem zweiten Roman die Tradition des nouveau roman fortschreibt. Das Spiel mit den Erzählformen und Erzählinstanzen und der Frage nach Fiktion oder Realität spielt die Autorin laut Wüllenkemper durchaus virtuos, wenn sie die Lebensspielräume einer jungen Schriftstellerin in Le Havre erforscht, die langsam den Boden unter den Füßen verliert. Was der einem Film von Eric Rohmer entliehene Name der Frau suggeriert, kann Deck einlösen, versichert der Rezensent. Ihre Welt scheint eine Romankulisse zu sein, erklärt er, und sie selbst nur eine ausgedachte Figur auf einer verdammt schiefen Ebene.
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