Rahel Jaeggi

Kritik von Lebensformen

Cover: Kritik von Lebensformen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518295878
Kartoniert, 451 Seiten, 20,60 EUR

Klappentext

Lassen sich Lebensformen kritisieren? Lässt sich über Lebensformen sagen, sie seien gut, geglückt oder gar rational? Die politische Ordnung des liberalen Rechtsstaats versteht sich als Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine Weise zu gestalten, die sich zu den unterschiedlichen Lebensformen neutral bzw. "ethisch enthaltsam" verhält. Dadurch werden Fragen nach der Art und Weise, in der wir individuell oder kollektiv unser Leben führen, in den Bereich nicht weiter hinterfragbarer Präferenzen oder als unhintergehbar gedachter Identitätsfragen ausgelagert. Wie über Geschmack lässt sich über Lebensformen dann nicht mehr streiten. Rahel Jaeggi hingegen behauptet: Über Lebensformen lässt sich mit Gründen streiten. Lebensformen sind als Ensembles sozialer Praktiken auf die Lösung von Problemen gerichtet. Sie finden ihren Maßstab "in der Sache" des Problems.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2014

So richtig warm wird Michael Schefczyk nicht mit Rahel Jaeggis Studie über die Kritik von Lebensformen. Schon die implizite Behauptung, politische Philosophie à la Habermas und Rawls fordere ethische Enthaltsamkeit und lasse den Streit über Lebensformen nicht zu, findet der Rezensent zweifelhaft. Wenn Jaeggi mit Hegel und dem Pragmatismus argumentiert, stößt Schefczyk zwar auf interessante Perspektiven, zugleich jedoch scheint ihm das Ansinnen der Autorin höchst fragwürdig, unvernünftig, weil unemanzipiert lebende Menschen zu ihrem Glück zu zwingen. Oder meint es die Autorin gar nicht so? Schefczyk ist sich nicht sicher, Jaeggis Kritik an der Zurückhaltung des politischen Liberalismus in Fragen der Gestaltbarkeit von Lebensformen macht ihn allerdings skeptisch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Mit ihrer "Kritik von Lebensformen" legt die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi einen "genuin sozialphilosophischen Entwurf" vor und übt sich nicht einfach in Gesellschaftskritik, konstatiert Thomas Meyer. Vielmehr nimmt sie das Miteinander von verschiedenen Lebensformen in ihrem sozialen Kontext in den Blick und zeigt Ansätze, sie "vernünftig zu verändern, so Meyer. Er lobt die Schreibweise der Autorin als "souverän", hätte sich aber durchaus mehr theoriegeschichtliche Auslassungen gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.02.2014

Christiane Müller-Lobeck hat Rahel Jaeggis philosophische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensformen eher skeptisch aufgenommen. Die Philosophin versteht Lebensformen nach Auskunft der Rezensentin als soziale Praktiken, über die man diskutieren und die man kritisieren kann. Damit wende sich Jaeggi gegen die Auffassung, wonach die unterschiedlichen Lebensformen in einen Bereich fallen, die der Staat nicht reglementieren dürfe und die sich einer rationalen Auseinandersetzung entziehen. Im Endeffekt bleibt für Müller-Lobeck von dieser Diskussion nicht viel übrig: "Viel heiße Luft", resümiert sie ernüchtert, "die ein wenig nach der riecht, die Lebensratgeber umgibt, auch wenn es in ihnen konkreter zugeht."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2014

Eine aufsehenerregende philosophische Stimme hört Eva Weber-Guskar aus dieser Habilschrift tönen. Sie gehört Rahel Jaeggi, Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität Berlin. Mit ihrer laut Rezensentin in der Tradition der Kritischen Theorie beheimateten Schrift zeigt die Autorin, dass eine Kritik der Lebensformen möglich und nötig sei, wie Weber-Guskar erläutert. Gegen den politischen Liberalismus wendet sich die Autorin, aber auch gegen eine Trennung von Moral und Ethik. Die Rezensentin überzeugt die Sorgfalt, mit der Jaeggi ihre Theorie der Lebensformen, vom U-Bahnfahren bis zur Reizverarbeitung, entwirft und sie als Strategien begreifbar macht. Als Beweis, wie gut sich Philosophie in gesellschaftlichen Debatten macht, taugt das Buch laut Rezensentin recht gut, auch wenn es Weber-Guskar darin manchmal allzu abstrakt zugeht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de