Manuel Vazquez Montalban

Marcos

Herr der Spiegel
Cover: Marcos
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783803136060
Gebunden, 208 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Gerda Schattenberg-Rincon. Als eifriger Leser der Kriminalromane von Manuel Vazquez Montalban wandte sich Marcos, der nur maskiert auftretende Subcomandante der Indios von Chiapas, eines Tages mit der Frage an den Autor, ob er nicht revolutionsfreundlichere Texte schreiben könne: die in den Romanen enthaltenen Rezepte würden ihm nämlich einen Heißhunger verursachen, der im klandestinen Leben im lakandonischen Regenwald nicht zu stillen sei. Über dieses Problem entstand ein reger, nahezu literarischer Briefwechsel, den Vazquez Montalban in seinem Buch lückenlos wiedergibt. Schließlich setzte sich der Autor selbst ins Flugzeug und später auch aufs Pferd, um den berühmten Subcomandante persönlich zu treffen ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2001

Bruno Keller stellt überrascht fest, dass sich der Zapatistenführer Marcos in seinen Gesprächen mit Manuel Vazquez Montalbán "erfrischend undogmatisch" gibt und nicht hinter dem "marxistisch-leninistischen Politjargon" verschanzt. Somit lerne man Marcos nicht als "sturen, autoritären Revolutionär", sondern als mit einer gehörigen Portion "ironischer Selbstreflexion" begabten Politiker kennen, so der Rezensent angetan. Allerdings bemerkt er, dass Montalbán in den Dialogen vor allem als "Resonanzmedium" fungiert und kaum gleichberechtigter Gesprächspartner ist. Da sich die beiden aber im "Kern" sowieso einig sind, ist dies kein gravierender Makel, meint Keller. Und so attestiert er den Gesprächen, dass sie "spannend zu lesen" sind, auch wenn er annimmt, dass sie einige Leser durch ihre politische Einseitigkeit "verärgern" werden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.12.2000

Ein "Konversationsbuch" hat Anne Huffschmid anzukündigen. Im Plauderton gehe es um Globalisierung, Kino und linke Strategien, "nur nicht um Biografisches". Aber macht nichts, denkt die Rezensentin: Wer so angenehm unprätentiös und selbstironisch wie Montalban daherkommt und mir was von seiner Dschungeltour zum "Herrn der Spiegel" und von seiner politischen Komplizenschaft mit dem erzählen will, dem höre ich zu, vermengt er noch so viele O-Töne, Transkriptionen und Expertenzitate ohne auch nur eine Quellenangabe. - Der Rest ist Plauderei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.12.2000

"Marcos, Herr der Spiegel", muß ein ungewöhnliches Buch sein. Es beinhaltet den Briefwechsel des spanischen Autors Manuel Vázquez Montalbán mit dem "Subcommandante" Marco, der "die Überlegungen der beiden zur Entwicklung der zapatistischen Bewegung seit 1994, zu Neoliberalismus, Globalisierung und Identität" dokumentiert, fasst Sabine Peters zusammen. Sie empfiehlt das Buch zur Lektüre, obwohl es, wie sie warnend anmerkt, nicht ganz einfach zu lesen sei. Das Buch habe einen "anderen, langen Atem", versucht sie das Charakteristische daran zu umschreiben. In dem Bewusstsein, dass es eine Geschichte der Besiegten geben müsse, setzten die Zapatisten auf den Faktor Zeit und die "historische Geduld". Ungewöhnlich wie diese Gelassenheit ist auch die poetische Sprache, mit der sich eine revolutionäre Bewegung Ausdruck verschafft, ungewöhnlich auch ihre Mittel im Kampf für die Unterdrückten und Entrechteten, denn ihr Weg, so erklärt Peters, ist nicht die gewaltsame Machtübernahme, sondern der Dialog mit den Mächtigen. Schwierig an dem Buch sei, so Peters, die Tatsache, dass es nicht zielgerichtet und ergebnisorientiert sei, was man aber nicht als Argument gegen eine Lektüre missverstehen dürfe Es verlange lediglich die Bereitschaft des Lesers zur Mitarbeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2000

Der Anführer des Chiapas-Aufstandes Subcomandante Marcos ist ein Fan der Krimis von Manuel Vazquez Montalban - und wünschte daher, von diesem interviewt zu werden. Nach längerer Bedenkzeit stimmte der zu und es entstand dieses Buch, das dem ausführlichen Gespräch noch eine Einführung in die Problematik, ebenfalls von Vazquez Montalban, vorschaltet. "Hochinteressant" findet die Rezensentin Barbara Liepert das Gespräch, da Marcos sich hier mit einem "präzisen, aber dennoch leidenschaftlichen Interviewer" konfrontiert sieht und darauf verzichtet, "sein Liebesleben auszustellen". Worüber die beiden nun eigentlich gesprochen haben, erfährt man aus der Rezension nicht.
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