Kate Manne

Down Girl

Die Logik der Misogynie
Cover: Down Girl
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518587324
Gebunden, 500 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Was genau ist Misogynie? Worin besteht der Unterschied zum Sexismus? Und wieso bleibt Misogynie bestehen oder verstärkt sich sogar, wenn sexistische Geschlechterrollen im Schwinden begriffen sind? Die Philosophin Kate Manne zeigt in ihrem Buch, wie Misogynie in der Politik und im öffentlichen Leben verankert ist. Sie entwickelt ein Verständnis, das nicht vom Hass einzelner Männer auf Frauen ausgeht, sondern Misogynie als den Versuch versteht, eine Unterscheidung zu treffen zwischen den "schlechten" Frauen, die die männliche Vorherrschaft angreifen, und den "guten", die den Männern die aus ihrer Sicht natürlich zustehende Anerkennung und Fürsorge zukommen lassen. Manne veranschaulicht dies etwa an Elliot Rodgers Amoklauf von Isla Vista, der Wutrede des amerikanischen Radiomoderators Rush Limbaugh gegen die Frauenrechtlerin Sandra Fluke oder am Verlauf des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs. Die "guten" Frauen werden geduldet, wohingegen die "schlechten" kontrolliert, unterworfen und zum Schweigen gebracht werden müssen. Das ist die Struktur der Misogynie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.06.2019

Tamara Tischendorf hört Dissonanzen heraus aus dem Buch der Sozial- und Moralphilosophin Kate Manne. Wenn Manne die Logik der Misogynie aus weiblicher Sicht erkundet, Beispiele für frauenfeindliche Dynamiken und Strukturen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen heranzieht und sich für die Opfer stark macht, scheint Tischendorf das schlüssig und erhellend, aber auch willkürlich, wenig konzis und kaum geschichtsbewusst. Am besten scheint Tischendorf das Buch in seinen distanzierteren analytischen Momenten zu gefallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2019

Interessiert, aber nicht überzeugt hat die hier rezensierende Kunsthistorikerin und Anglistin Kerstin Maria Pahl dieses Buch der amerikanischen Philosophin Kate Manne gelesen. Wenn Manne hier ihre These ausbreitet, Misogynie sei das Werkzeug des Sexismus, Frauenhass dementsprechend ein strukturelles Gesellschaftsproblem, vermisst die Kritikerin nicht nur tiefergehende Belege, die über bloße Behauptungen hinausgehen, sondern auch Kontext. Dass Manne ihren zusammenhanglosen und einseitigen Streifzug durch Zeitungsartikel und Sekundärliteratur zu Themen wie häusliche Gewalt, Säureangriffe, Amoklauf oder Völkermord auch sprachlich nicht gerade flüssig gestaltet, macht es für Pahl nicht besser. Nicht zuletzt stört die Rezensentin eine gewisse "Selbstgerechtigkeit" bei der Autorin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.04.2019

Kate Mannes Stil nennt Jens Balzer "phallisch", also unbeirrt akademisch faselnd. Das passt nicht gut zu einem Buch, dass die fortdauernde, scheinbar sogar wiedererstarkende Diskriminierung der Frau beklagt. Leider gelangt die Autorin über eine reichlich unsystematisch zwischen Quellentexten und Zeiten springende, nicht sehr originelle Erläuterung der Logik der Misogynie kaum hinaus, findet Balzer. Für eine Analyse der Gegenwart mangelt es dem Buch zudem an Stringenz, erklärt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.04.2019

Marlen Hobrack zeigt sich enttäuscht von diesem Buch der Moralphilosophin Kate Manne. Mannes Versuch einer systematischen Darstellung der Misogynie scheitert laut Hobrack, weil die Autorin den Begriff allzu eng fasst und globale Phänomene wie Ehrenmorde und Genitalverstümmelung ausklammert. Durch das Verständnis von Misogynie als strukturelles Problem, das dem Patriarchat dient, und die Beschränkung auf eine Moralphilosophie für Weiße entgehen der Autorin laut Hobrack sowohl psychologische Zusammenhänge als auch weibliche Misogynie oder Hass gegen schwarze Frauen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2019

Warum dieses Buch der feministischen Philosophin Kate Manne in amerikanischen Medien gefeiert wurde, versteht Rezensentin Diba Shokri ebenso wenig wie die Tatsache, dass es nun auch auf Deutsch erscheinen musste. Misogynie? Kennt hierzulande doch sowieso niemand, glaubt sie. Weshalb Manne 450 nicht besonders präzise gefasste Seiten dafür aufwendet, Frauenhass als Teil eines größeren Systems zu verstehen, dabei aber begrifflich in individualpsychologischen Kategorien verharrt, kann die Kritierin nicht nachvollziehen. Auch der Sinn einer Unterscheidung zwischen Misogynie und Sexismus will sich Shokri beim besten Willen nicht erschließen: Misogynie soll laut Manne als System verstanden werden, dass die Normen einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung überwacht. Als "Exekutivorgan" also, schmunzelt die Kritikerin und meint: Ja, wir müssen über Gender Pay Gap, Abtreibungspolitik und Sexismus sprechen, aber doch bitte nicht in derart "spekulativen Abstraktionen". Einige interessante moralphilosophische Überlegungen entnimmt die Kritikerin dem Buch allerdings trotzdem.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.03.2019

Vernichtend ist die Kritik der streitbaren Autorin und Feministin Svenja Flaßpöhler an diesem Buch der ebenfalls feministischen Autorin. Den Ansatz, eine Analyse der Misogynie zu versuchen, findet sie zunächst vielversprechend. Allerdings gerät ihr das Buch viel zu platt, es klebe viel zu sehr an der Aktualität, als dass es auch nur ansatzweise in sein Thema eindringen könnte. Statt über die Archaik der Misogynie seit dem Mythos von Eva und Adam nachzudenken, hafte Manne - eine analytische Philosophin - nur an der heutigen Twitter-Wirklichkeit. Es ist diese totale banale Geschichtslosigkeit des Buch, die Flaßpöhler am allermeisten auf die Nerven geht. So verkenne Manne auch das zentralste Motiv der Misogynie, nämlich dass sie sich gegen alle Frauen richte und nicht etwa nur gegen die Frauen, die patriarchale Machtstrukturen in Frage stellten. Das Buch führt in seiner Plattheit die fundamentalsten Mängel heutiger Debattenkultur plastisch vor Augen, schließt Flaßpöhler.