Quellentexte zur Architekturtheorie

Bauen beim Wort genommen
Cover: Quellentexte zur Architekturtheorie
Prestel Verlag, München 2002
ISBN 9783791326023
Paperback, 608 Seiten, 49,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Fritz Neumeyer unter Mitwirkung von Jasper Cepl. Die Architekturtheorie ist seit der Wiederentdeckung im 15. Jahrhundert eine wichtige wissenschaftliche Disziplin. Diese sorgfältig edierte Textsammlung bietet eine kommentierte Auswahl der wichtigsten architekturtheoretischen Schriften aus mehr als zwei Jahrtausenden, u.a. von Vitruv, Andrea Palladio, Karl Friedrich Schinkel, Adolf Loos, Le Corbusier, Frank Lloyd Wright, Aldo Rossi oder Rem Koolhaas. Da ein Teil der Quellen nur schwer zugänglich ist, vereint diese Anthologie die 65 wichtigsten Schlüsseltexte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2003

Die deutsche Architekturlandschaft, weiß Hanno Rauterberg, war lange Jahre eine "Theoriewüste", in der Reflexionen und Utopien wenig Nahrung hatten - Nachwirkungen von vorangegangenen Jahrzehnten voller Manifeste, Traktate und architektonischer Sündenfälle. Jetzt aber gebe es Anzeichen für den "Wiedereinzug des Denkens in die Architektur", zumindest sind in kürzester Zeit gleich mehrere Bücher mit theoretischen Grundlagen erschienen, unter anderem dieser Band, der einen tiefen Blick "in die Urgründe der Theorie" riskiere: Architektur als Erfüllung eines göttlichen Bauplans. Demzufolge ging es darum, ewige Maßstäbe für das Bauen zu ergründen, eine Vorstellung, die im 18. Jahrhundert durchbrochen wurde, als sich "der Mensch selbst zum Maßstab" machte - und "der Architekt zum Schöpfer". Dann kam das 20. Jahrhundert, und die Frage nach der "Essenz der Baukunst" wurde kaum mehr gestellt - "erst jetzt", schließt Rauterberg den Bogen, "erinnert man sich wieder an die sieben Sinne des Menschen, fragt nach der Atmosphäre, dem Klang, dem Duft eines Hauses". Allerdings, so seine Kritik, finden diese jüngeren Entwicklungen kaum Eingang in den ansonsten gelungenen Sammelband.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.05.2003

Notwendigerweise, so behauptet Ulf Jonak, weise dieser Sammelband mit Quellentexten zur Architekturtheorie viele Lücken auf, da immerhin die ganze abendländische Architekturgeschichte von der Antike bis heute abgedeckt werden sollte. Entschädigt werde der Leser dafür durch einen vorangestellten Essay des Herausgebers, der klug Zusammenhänge aufweise, die sich beim Querlesen nicht ohne weiteres ergäben. Der Essay hat, meint Jonak, eine eigenständige Publikation verdient. Doch auch die eigentlichen Quellentexte erschließen neue Zusammenhänge, lobt der Rezensent, wundert sich allerdings über die unausgewogene Zusammenstellung der Textsammlung. Von insgesamt 42 Texten, hat er nachgezählt, stammen bloß zehn aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert und auch das 20. sei sträflich vernachlässigt (kein Baushausmanifest!). Jonaks Einwand lautet daher: Übersichtlichkeit resultiert nicht allein aus einer Beschränkung des Umfangs, sondern vor allem aus einer ausgewogenen Auswahl.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2002

Rezensent Carsten Krohn zeigt sich halbwegs zufrieden mit der von Fritz Neumeyer zusammengestellten und kommentierten Auswahl von architekturtheoretischen Quellentexten der letzten zweitausend Jahre. Neumeyers Bemühen, Architekturtheorie von Architekturgeschichte abzugrenzen, äußert sich Krohn zufolge darin, dass der Herausgeber lieber schreibende Architekten wie Le Corbusier, Aldo Rossi oder Peter Eisenman heranzieht als Architekturhistoriker wie Sigfried Giedion, Nikolaus Pevsner oder Manfredo Tafuri. Dass Neumeyer Philosophen, Soziologen oder Künstler übergeht, findet Krohn allerdings bedauerlich. In diesem Zusammenhang kritisiert er insbesondere, dass Neumeyer nicht begründet, warum einige Autoren auftauchen, während andere - wie etwa Adolf Loos - fehlen. Nichtsdestoweniger: auch wenn in den Quellentexten und in deren Auswahl eine bestimmte Architekturauffassung deutlich werde, prognostiziert der Rezensent, "dürfte dieses Buch zu einem Standardwerk werden".