Flexen

Flâneusen* schreiben Städte
Cover: Flexen
Verbrecher Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783957324061
Kartoniert, 270 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Özlem Özgül Dündar, Mia Göhring, Ronya Othmann und Lea Sauer. Flex|en, das, - kein Pl.: 1. trennschleifen 2. biegen 3. Sex haben 4. das Variieren der Geschwindigkeit beim Rap 5. die Muskeln anspannen 6. seine Muskeln zur Schau stellen 7. Flâneuserie. In 30 verschiedenen Texten mit 30 verschiedenen Perspektiven auf Städte, alle geschrieben und erlebt von Frauen*, PoC oder queeren Menschen. Texte, die beweisen, dass das Flexen, die Flâneuserie endlich ernst genommen werden muss. Die Figuren in der Anthologie streifen durch Berlin, Paris, Jakarta, Istanbul und Mumbai. Sie erzählen uns u.a. davon, wie eine Frau mit Kinderwagen die Großstadt erlebt, eine Frau eine Großdemonstration in Dresden miterlebt, wie Flanieren in Indien schon Aktivismus bedeutet, wie sich die Geschichte in den Ort einschreibt und manchmal wird die Stadt sogar selbst zur Figur.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.08.2019

Bettina Baltschev lässt sich den Blick schärfen mit den von Özlem Özgül Dündar, Mia Göhring, Ronya Othmann und Lea Sauer herausgegebenen Flaneusen-Geschichte. Wie Frauen, queere Menschen und Migranten die Stadt gehend erleben, ist ein völlig neues Ereignis, verspricht die Rezensentin. Wenn einmal nicht der männliche Blick auf Berlin, Dublin, Jakarta oder Istanbul im Mittelpunkt steht, muss das Terrain zwar erst neu erschlossen werden, was laut Baltschev an der unterschiedlichen Qualität der Texte im Band abzulesen ist, das Ergebnis aber findet sie in jedem Fall vielversprechend, weil es Rollenzuschreibungen aufbricht und frisch von Widerstand und Selbstermächtigung erzählt. Die Vielfalt der Stimmen und Formen im Band passt ganz gut dazu, findet Baltschev.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.08.2019

Rezensentin Mara Delius hadert mit dem theoretischen Überbau der von Özlem Özgül Dündar, Mia Göhring, Ronya Othmann und Lea Sauer herausgegebenen Anthologie. Dass der männliche Dandy mit Spazierstock nicht zu ganz unterschiedlichen Sichtweisen fähig sein soll, dass es die Flaneuse ist, die uns den bahnbrechenden Blick auf die Stadt bietet, wie es das Vorwort suggeriert, daran kann Delius nicht glauben. Die Texte selbst hingegen findet die Rezensentin überraschend, sowohl in ihrer Expressivität als auch in ihrer Fähigkeit, Identität herzustellen. Ob ein lesbisches Paar mit Kind dem Passantenblick begegnet, eine jüdische Autorin das Gedenken an den Holocaust in Berlin reflektiert oder eine Frau nachts allein durch Mumbai läuft - die doppelwertige Freiheit des Flaneurs ist in diesen Momenten für Delius auf anregende Weise spürbar.