Rodrigo Rey Rosa

Die verlorene Rache

Roman
Cover: Die verlorene Rache
Rotpunktverlag, Zürich 2000
ISBN 9783858692054
Gebunden, 128 Seiten, 14,83 EUR

Klappentext

Aus dem gualtemaltekischen Spanisch von Erich Hackl. Guatemala-Stadt: Ein junger Mann aus reichem Haus wird von bewaffneten Männern verschleppt; sie fordern Lösegeld. Der Vater aber reagiert erst, als die Entführer ihrer Forderung auf schreckliche Weise Nachdruck verleihen. Der Mann überlebt, docher ist für sein Leben gezeichnet. Er heiratet und zieht mit seiner Frau nach Marokko. Jahre später begegnet er seinen Entführern wieder. Für ihn stellt sich die unbequeme Frage, wie er sich nun zu verhalten habe: Soll er Rache üben, oder soll er das, was geschehen ist, einfach vergessen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.01.2001

Andreas Tetyko hält es zu Recht für nötig, uns zunächst einmal Informationen über den Autor zukommen zu lassen. Schließlich handelt es sich um eine deutsche Erstveröffentlichung dieses aus Guatemala stammenden Autors, der bereits 1979 sein im ständigen Ausnahmezustand befindliches Land verließ und nach vielen Stationen im Exil, in Nordamerika, Europa und Afrika, erst vor kurzem dorthin zurückgekehrt ist. Eine seiner Stationen hieß Tanger und dort lernte Rey Rosa Paul Bowles kennen, der ihm publizistische Hilfestellung leistete. Bowles ist eine der Figuren aus Rosas jüngstem Roman, der teilweise in Tanger spielt, auch wenn er eigentlich die unmittelbare blutige Vergangenheit des mittelamerikanischen Staates abhandelt: ein ehemaliges Entführungsopfer stößt auf seinen ehemaligen Entführer. Für Petyko steht Rey Rosas Prosa, die sich an der "narrativen Schlichtheit" und den oralen Traditionen der arabischen Literatur orientiert, in deutlichem Gegensatz zum magischen Realismus seiner lateinamerikanischen Kollegen. Rey Rosa spreche, so Petyko, eine eher lakonische Sprache, in der kein überflüssiges Wort vorkomme und bei der nur Tatsachen zählten. Wenig Verständnis bringt der Rezensent darum für die Übersetzung von Erich Hackl auf, die mit endlos verschachtelten Sätzen aufwarten und dem Original damit kaum gerecht werden würde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2000

Hier ist vor allem von Gewalt die Rede, erläutert Werner Mackenbach. Doch anders als bei vielen zentralamerikanischen Autoren, bei denen Literatur und Guerrillakampf oft untrennbar zusammengehörten und die die Unterdrückung der Wehrlosen anklagten, nähert sich Rey Rosa nach Ansicht des Rezensenten diesem Thema auf andere Weise. Es geht, wie der Leser erfährt, um ein Entführungsopfer, einen Mann, der nach langer Zeit seinen Peinigern durch Zufall wieder begegnet. Doch er verspürt keinen Wunsch nach Rache. Nicht, weil er auf Aussöhnung aus ist, sondern weil er einfach "Müdigkeit" spürt. Das besondere an diesem Buch ist nach Mackenbach, dass Gewalt hier sinnlos erscheint und dass Literatur hier nicht mehr "Waffe im Kampf gegen (...) Gewalt" ist. Die eigentliche Provokation des Buchs liegt seiner Ansicht nach gerade in der "kunstvoll-schlichten, distanzierten, gleichwohl minutiösen Schreibweise", mit der Rey Rosa sich mit Gewalt beschäftigt. "Poet und Guerillero sind geschieden Leute", diagnostiziert der Rezensent, der dieses Buch keineswegs unpolitisch findet.
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