Nico Stehr

Die Moralisierung der Märkte

Eine Gesellschaftstheorie
Cover: Die Moralisierung der Märkte
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518294314
Kartoniert, 379 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

In den entwickelten Gesellschaften haben sich die durchschnittlichen Realeinkommen in den vergangenen 50 Jahren vervierfacht oder sogar verfünffacht. Die heutigen Waren und Dienstleistungen gleichen kaum mehr denen, die vor 50 oder 100 Jahren existierten. Nicht nur der Umfang, sondern auch das "Wo und Wie" des Konsumierens und Produzierens haben sich radikal verändert. Dennoch stammen viele unserer wichtigsten Vorstellungen von den Eigenschaften des Marktes und unserem angeblich typischen Marktverhalten aus einer Welt, die keinen verbreiteten Wohlstand und kein allgemeines Bildungswesen, sondern nur ausgesprochene Armut, umfassende Machtlosigkeit, verbreiteten Hunger und Analphabetismus kannte. Diesen Widerspruch versucht die vorliegende Studie zu analysieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2007

Hans-Willi Weis hat dieses Buch mit großem Gewinn gelesen. Der Soziologe Nico Stehr legt darin dar, dass Markt und Moral durchaus miteinander vereinbar sind, wofür ihm der wachsende Anteil an Umwelttechnologien und Bioprodukten als Beipiel dient. Damit setzt sich Stehr für den Rezensenten wohltuend vom ökonomischen Determinismus der Volkswirtschaftler und Neomarxisten ebenso  wie der Klage über den Werteverfall durch konservative Kulturkritiker. Stattdessen kehre er zurück zu Adam Smith, der schließlich auch angetreten war, Ökonomie und Moralphilosophie miteinander zu verbinden. Ein wenig skeptisch bleibt Rezensent Weis allerdings in der Freiheitsfrage: er fürchtet, von einer "moralisch unbedenklichen Wertschöpfungskette" noch mehr in Beschlag genommen zu werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.05.2007

Rezensent Peter Bendixen schätzt besonders die wissenschaftliche Zurückhaltung des Autors, keine "vorschnellen" Folgerungen aus seiner Analyse zu ziehen. Zunächst einmal würde Nico Stehr die bekannte These von der Moralisierung der Märkte theoretisch einordnen in die weit zurück reichenden Positionen sowohl des "ökonomischen Determinismus" als auch von deren gesellschaftskritischen Widersachern. Beide Standpunkte, referiert der Rezensent, gingen an der empirischen Realität des Konsumentenverhaltens jedoch vorbei, das sich dank Zunahme an Wohlstand und Wissen verändert habe. Jeder empirische Marktforscher wisse hingegen, dass sich eine Art von "Gemeinschaftshandeln" herausgebildet habe, dass von einer "wissensbasierten Lebensführung" heutiger Konsumenten bestimmt sei. Nico Stehr verweise hier auf den zunehmenden Markt mit ökologischen Produkten. Der Rezensent vermisst allerdings die Frage, welche auch kulturellen Veränderungen für die neuen Lebensmuster relevant seien, reines Wissen würde ja nicht allein zu verändertem Verhalten führen. Insgesamt aber trumpfe der Autor mit vielen "bemerkenswerten" Überlegungen auf, die nicht nur für den Fachsoziologen von Interesse seien.
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