Jules Barbey d'Aurevilly

Über das Dandytum

Cover: Über das Dandytum
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2006
ISBN 9783882218787
Gebunden, 176 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen und mit einem Anhang versehen von Gernot Krämer. "Über das Dandytum" ist das noch immer gültige Kultbuch zu einem faszinierenden Thema. Es ist aber auch ein klassisch gewordener Essay: raffinierte biografische Darstellung und Gesellschaftsanalyse in einem, enthält es zugleich eine eigene Dandy- Philosophie. Der erstmals vollständig auf Deutsch erscheinende Text ist voll von Beobachtungen und Apercus, die ewig Gültigkeit haben.
Die vorliegende Ausgabe des zwischen 1845 und 1879 durch mehrmalige Überarbeitung entstanden Essays enthält nicht nur die Biografie George "Beau" Brummells, der mehr als jeder andere die Vorstellung davon geprägt hat, was ein Dandy ist und der Lord Byron zu der Bemerkung veranlasste, lieber Brummell gewesen zu sein als Napoleon. Sie enthält auch den noch nie ins Deutsche übertragenen Essay über den Marquis de Lauzun, einen "Dandy bevor es Dandys gab", dessen tragisch-groteske Liebesgeschichte mit einer Dame aus dem französischen Hochadel nach Barbeys Worten "einen Roman von Stendhal aufwiegt".
Obwohl Barbey d'Aurevilly behauptete, selbst kein Dandy zu sein, wurde er als solcher wahrgenommen. Unzählige Klatschartikel und Karikaturen haben seine extravaganten Krawatten, Mäntel, Hüte und Manschetten festgehalten. Seine aristokratische Erscheinung war in Paris ebenso legendär wie seine Schlagfertigkeit und die oft vernichtende Schärfe seines Urteils. Der Anhang des Bandes versammelt Zeugnisse von Schriftstellern, die Barbey d'Aurevilly begegnet sind und ihn als Dandy beschrieben haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.10.2006

Nicht nur für historisch interessant hält Rezensentin Katharina Rutschky dieses Werk aus dem 19. Jahrhundert, denn die erstaunlich moderne soziologische Perspektive auf Individualismus und Intellektuelle sei auch noch heute relevant. Der Held von Amedee Barbey d'Aurevillys Hymne auf die "Souveränität" des Individuums sei ein gewisser Beau Brumell, der in der englischen Society von 1793 bis 1816 eine Art Kultfigur gewesen sei. Da der Autor den Dandy aus seiner sozialen Rolle heraus verstehe, verbuche er ihn nicht als Revolutionär, vielmehr als "Korrektiv", genauso unterhaltsam wie Barbey d'Aurevillys Werk selbst. Allerdings, warnt die Rezensentin den Leser, müsse man sich bei diesem Autor auf eine gehörige Portion reaktionärer Anschauungen gefasst machen. Dass sie später politisch instrumentalisiert worden seien, könne man ihm wiederum nicht anlasten. Auch dieser zweite Band der Werkauswahl ist nach Begutachtung durch die Rezensentin "sorgfältig" illustriert und "elegant" kommentiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Hocherfreut zeigt sich Wiebke Hüster über die Wiederentdeckung dieses Klassikers über das Dandytum von Jules Barbey d'Aurevilly. Die schöne Ausstattung des Bandes mit seinen Anmerkungen und dem aufschlussreichen Anhang haben ihr ebenso gefallen wie Gernot Krämers gelungene Übersetzung des Texts. Besonders lobt sie den beigefügten Essay von Andre Maurois, der dem Leser den Autor, einem erfolglosen Schriftsteller, veritablen Dandy und mitreißenden Gesprächspartner, näher bringt. Von dessen mit Impressionen, Scherzen und Bonmots gespickten Ausführungen über das Dandytum ist Hüster sichtlich entzückt. Sie vermitteln ihres Erachtens nicht nur den Hauch einer "fernen Zeit mit unvorstellbar differenzierten Sitten und Geschmäckern", sondern lehren auch, dass es sich lohne, die Geschichte zu studieren, "bevor man intellektuelle oder habituelle Moden nachahmt in dem Glauben, sie seien originell".
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