Peter Burschel

Sterben und Unsterblichkeit

Zur Kultur des Martyriums in der frühen Neuzeit
Cover: Sterben und Unsterblichkeit
Oldenbourg Verlag, München 2004
ISBN 9783486568158
Gebunden, 371 Seiten, 49,80 EUR

Klappentext

Das Martyrium eröffnet Zugänge zu jenen oft genug verdeckten Selbst- und Weltdeutungen, die Gemeinschaften konstituieren. Über das Martyrium als Ort, an dem Gemeinschaften sich offenbaren müssen, als Ort, an dem entschieden wird, was wahr ist und was unwahr, gelingen Peter Burschel Einblicke in den Prozess der Genese und der Profilierung konfessioneller Kulturen. Er versteht das Martyrium als Medium kollektiver Leidenserfahrung, kollektiver Erinnerung und kollektiver Selbstvergewisserung - und lässt keinen Zweifel daran, dass es dazu beitrug, aus Glaubensgemeinschaften Bekenntnisgemeinschaften und aus Bekenntnisgemeinschaften Bekenntniskulturen werden zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2005

Das ist einmal, freut sich der Rezensent Wolfgang Behringer, eine Habilitationsschrift, wie man sie sich wünscht. "Vergleichsweise knapp gehalten", "gut lesbar" und auch noch "interessant bebildert". Umfassend ist der Überblick über die Geschichte der Märtyrer in der Frühen Neuzeit, den der Band vermittelt. Nicht vieles ist wirklich aufregend neu, die Analysen aber findet Behringer überzeugend. Und insbesondere die Informationen zu den starken und auch in großem Umfang überlieferten Martyrien der täuferischen Sekten haben ihn dann doch überrascht. Als methodisch gelungen wird das Feingefühl gelobt, mit dem Peter Burschel die literarischen Texte zwar "vor dem Hintergrund realhistorischer Entwicklungen", aber doch mit Sinn für das Besondere des Fiktionalen zu deuten verstehe. Einen einzigen Mängelbefund gibt es zuletzt allerdings schon: Die in der Einleitung versprochene Anthropologie hat der Rezensent vermisst, jedenfalls wenn man, wie er es gerne täte, den Blick hinaus über den nur europäischen Horizont darunter versteht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.2004

Friedrich Wilhelm Graf ist hellauf begeistert! "Beeindruckend klar" und scharfsinnig breite Peter Burschel die Bedeutungsschichten der "Kultur des Martyriums" aus - welche Rolle spielte der Kult des Leidens in den beiden Konfessionen, die sich gerade im erbitterten Widerstreit befanden? Eine entscheidende, soviel steht fest: Denn die verschiedenen Formen der formalisierten Erinnerung an die Martyrien der Heiligen diente der religiösen Selbstvergewisserung und trennte so Gut von Böse, Gott vom Teufel, lieferte zudem Trost für den Aufenthalt in irdischen Jammertälern und schuf einen "Sinnhimmel verbindlicher Imagination Gott wohlgefälliger Seelenkultivierung und Lebensführung". Das alles kann manchmal sehr verworren sein, doch Burschel, lobt der Rezensent, verschafft mit "konstruktiver Eleganz" Durchblick und liefert vielfältige Anregungen zum Weiterdenken.
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