Tim Krohn

Aus dem Leben einer Matratze bester Machart

Cover: Aus dem Leben einer Matratze bester Machart
Galiani Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783869710884
Gebunden, 128 Seiten, 16,99 EUR

Klappentext

Die eigentliche Hauptfigur Tim Krohns ist eine Matratze. Viele abenteuerliche Schicksale kreuzen ihren Weg: Da ist der ewige Optimist Immanuel Wassermann, der aus Anlass seiner Spontanhochzeit mit einer gerade eroberten Italienerin eine deutsche Qualitätsmatratze erwirbt und sich gegen den Rat seiner Freunde (er ist Jude, wir schreiben das Jahr 1935) mit seiner Braut nach Berlin begibt. Da sind Mirtha und Simon, die sich (es ist Nachkriegszeit) bisher nur auf ausgelegten Zeitungen betteten. Doch eben hat Mirtha die Matratze auf dem Rotkreuzbasar erstanden - und sie schlafen in dieser Nacht so gut, dass sie am nächsten Morgen beschließen, zum ersten Mal seit langer Zeit einen Tag freizunehmen, um einfach nur auszuruhen. Und 30 Jahre später trifft Giaccomo Neri auf das, was von der einst stolzen Qualitätsmatratze übrig ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2015

Was parodistisch und grotesk-makaber beginnt und Hans-Peter Kunisch zunächst durchaus gefällt, auch wenn im Hintergrund der Geschichte um eine Matratze der ganze Holocaust mitläuft, endet laut Kunisch leider im  Kitsch. Tim Krohns Einfall, einen Gegenstandsroman zu historischer Bedeutung nicht zu erweitern, sondern im Gegenteil zu verkürzen, scheint dem Rezensenten gewagt, aber zulässig. Dass am Ende der Story jedoch eine Verbrüderung von Opfern und Tätern stattfindet, findet Kunisch geschmacklos.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Keinen beliebigen Episodenroman hat Moritz Scheper seiner Meinung nach gelesen, sondern ein raffiniertes und glänzendes Panorama Europas des 20. Jahrhunderts. Der Schweizer Autor hat sich eine Matratze als Bühne für wechselnde Zeiten, Benutzer und Orte gewählt und dem begeisterten Rezensenten wird schnell klar, dass es Krohn hier um eine Erzählung von Europa geht. Es gelinge ihm dabei großartig, die jeweilige Atmosphäre der wechselnden Zeiten einzufangen, preist Scheper, und wenn am Ende die auseinanderfallenden Reste der Matratze ihrem ersten, nun alt gewordenen Benutzer vor die Füße gespült werden, bekommt der Leser nicht nur ein beeindruckendes "Vanitas-Gemälde" präsentiert, sondern kann sich auch davon überzeugen, dass dieser Roman in seiner Qualität seiner Hauptfigur in nichts nachsteht: "allerbeste Machart".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2014

Entzückt ist Tobias Döring von diesen acht Miniaturen um eine in schwäbischer Wertarbeit hergestellte und entsprechend ein ganzes Leben lang haltbare Matratze. Dass die Episoden, die Tim Krohn entlang oder besser über dieses Gebrauchsmöbelstück hinweg erzählt, nur angerissen werden, gefällt Döring besonders gut. Wozu epische Breite und panoramatische Großerzählung, wenn sich mit derart reduzierten Mitteln eine ganze Familiengeschichte erzählen und Weltverbindungen stiften lassen. Der Leser muss sich nur seinen Teil hinzu denken, meint Döring. Den Autor aber hält er für einen sprachlich begabten, äußerst geschickten Spurenleger.
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