Die Luther-Hörbibel: Die Schöpfung und die Anfänge der Welt

1. Mose/Genesis 1,1-11,26. Gelesen von Otto Mellies
Cover: Die Luther-Hörbibel: Die Schöpfung und die Anfänge der Welt
Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2001
ISBN 9783438018786
CD, 15,49 EUR

Klappentext

47 Minuten Spielzeit. Sprecher: Otto Mellies.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.12.2001

Drei Hörbücher mit Bibellesungen bespricht Gustav Seibt. Sie scheinen dabei ganz unterschiedlich daherzukommen: Die einen dienen der Erbauung, die anderen der Unterhaltung.
1) In seinem Reigen beginnt Seibt mit der "Luther-Hörbibel" der protestantischen Deutschen Bibelgesellschaft.
Lückenlos, so Seibt, wird hier der ganze Text der Genesis präsentiert - inklusive der genealogischen Geschlechtertafeln, wofür Seibt durchaus nicht undankbar ist, denn es macht den Charakter der Bibel als "Weltchronik und Faktensammlung" deutlich. Gestört hat ihn an dieser CD eher der Ton. Er ist ihm etwas zu "säuselig und brüderlich". Selbst über die Sintflut - "immerhin begeht Gott hier einen Massenmord" - gehe der Sprecher Otto Mellies "ganz ohne Schrecklichkeit" hinweg. Und das ist Seibt allzu frömmlerisch-protestantisch.
2) "Die schönsten Stellen aus dem Alten Testament"
Recht milde äußert sich Seibt zu diesen zwei CDs. Die Sprecher rezitierten mit "geschmackvoller Zurückhaltung", ja mit "gut gespielten Naivität", als seien sie fromme Laien, die in einem Gottesdienst hervortreten, um zur allgemeinen Erbauung eine Bibelstelle zum besten zu geben. Seibt knüpft in der Folge einige Reflexionen an die hier verwendete Einheitsübersetzung der Bibel: Sie sei nicht selten deutlicher als die Lutherbibel. Aber musste man "Gewürm" tatsächlich mit "Kriechtiere" übersetzen?
3) "Harry Rowohlt liest die schweinischsten Stellen aus dem Alten Testament"
Dieser Schauspieler gefällt Seibt am besten. Er lese wie er aussieht: Bärtig, dass heißt "patriarchalisch-mullahhaft". Was hier für Seibt darum am deutlichsten heraustritt, ist die alttestamentliche Kultur der drastischen Benennung der Dinge, die zugleich mit drakonischen Keuschheitsforderungen verbunden ist. Die Verdammung der Sinnlichkeit ist also selber sinnlich. Die Stellen, die Rowohlt liest, seien aber nicht eigentlich schweinisch. Dies gelte zumal schon gar nicht vom "hocherotischen" Hohelied der Liebe, das Seibt im Gegenteil als "rein und lecker" empfindet. Er sagt aber nicht, wie es klingt, wenn es zugleich "patriarchalisch-mullahhaft" deklamiert wird.
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