Noam Chomsky

Der gescheiterte Staat

Cover: Der gescheiterte Staat
Antje Kunstmann Verlag, München 2006
ISBN 9783888974526
Gebunden, 399 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Gabriele Gockel, Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann. Ein Staat gilt als gescheitert, wenn er sich nicht um Völkerrecht und internationale Abkommen schert, die Sicherheit seiner Bewohner und ihre Bürgerrechte nicht mehr schützt, ja die Institutionen der Demokratie selbst unterminiert. Solche "Schurkenstaaten" wieder auf den Weg von Freiheit, Recht und Demokratie zu bringen ist seit Jahrzehnten das erklärte Ziel der Weltmacht USA. Doch was, wenn die dominierende Supermacht selbst unter die Definition eines "gescheiterten Staates" fällt? Diese Frage des berühmten Gesellschaftskritikers Noam Chomsky ist mehr als eine ironische Provokation. Mit verstörender Präzision zeichnet er die Entwicklungslinien einer Politik nach, die lange vor Bush begann: die immer offenere Missachtung internationaler Verträge und Institutionen, eine aggressive Außenpolitik, die die Gefahr von Instabilität und Terror erhöht statt vermindert, aber auch die Erosion der Demokratie im Inneren durch eine bis dato unerhörte Machtkonzentration in den Händen der Privatwirtschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2007

Thomas Speckmann arbeitet den Unterschied von Noam Chomskys Denken und dem der Großmacht USA heraus und sieht seine Zweifel an der Klarheit von Chomskys Selbstbespiegelung bestätigt: So tief wie Chomsky findet Speckmann die Kluft zwischen der amerikanischen Öffentlichkeit und der Regierung gar nicht. Die Demokratie, erklärt er, funktioniere schließlich noch immer als Korrektiv. Die konsequent moralische Argumentation des Autors hält er überdies mitunter für unangebracht und seine "lange Liste" für ein besseres Amerika für utopisch oder, im Fall amerikanischer Umweltpolitik, "von der Realität überholt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2006

Noam Chomsky habe wieder einmal seine mittlerweile vierzig Jahre alte Methode angewandt, mit einer Art Zitatenpotpourri eine inhaltliche windige Amerikaschelte zu betreiben, winkt Rezensent Wilfried von Bredow ermattet ab. Er weist auf die besonders beliebte und besonders einfache Strategie der "Retourkutsche" hin, mit der auch der Titel dieses Buches bei den Chomsky-Proselyten hausieren gehe. Obendrein bemängelt der Rezensent die Exkurse in die amerikanische Geschichte, die kaum "sattelfest" sind. Unter dem Strich recycle Noam Chomsky erneut die alten Stichworte von der "Unterdrückung", "Täuschung des Wählers" und "Pseudo-Demokratie". Und nach all dem "Schmäh", so der Rezensent verwundert, konstatiere Chomsky in bewährt inkonsequenter Weise, daß es in den letzten Jahren wichtige Fortschritte gegeben habe in punkto Demokratie.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.10.2006

Rudolf Walther ist offensichtlich ein Anhänger Noam Chomskys, und so ist er auch von dem neuen Buch "Der gescheiterte Staat" voll und ganz überzeugt. Chomsky erklärt darin die USA zu einem gescheiterten Staat ("failed state"), wobei ihm zu diesem Urteil der Umstand genügt, dass sich ein Staat vom Völkerrecht verabschiedet hat. Und dies hätten die USA bereits 1946 getan, referiert Walther weiter die Thesen des Autors, als sie den Luftkrieg gegen Nazi-Deutschland von den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg ausklammerten, um so der eigenen Anklage zu entgehen. Aus jüngeren Zeiten kreidet der Autor den USA versäumte Abrüstungsmaßnahmen, die "apokalyptische Überhöhung" des 11. Septembers und der Gefahren durch den Islamismus, einseitige militärische Aktionen sowie die misslungenen Atomverhandlungen mit dem Iran an. Das Problem dieser amerikanischen Politik bestehe nun darin, dass sie den beiden großen Bedrohungen der Menschheit Vorschub leiste: "einem atomaren Krieg und einem globalen Umweltdesaster". Walther findet dies alles packend dargestellt und mit "Fakten, Thesen und historischen Vergleichen und politischen Interpretationen" bestens belegt.