Dieter Schröder

Augstein

Cover: Augstein
Siedler Verlag, München 2004
ISBN 9783886807826
Gebunden, 400 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Der Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein war ein Mann der Gegensätze und Widersprüche. Er war ein Rast- und Ruheloser, ein Mensch, der zum Erstaunen derer, die mit ihm zu tun hatten, vieles scheinbar Unvereinbare gleichzeitig sein konnte. Er gab sich als Moralist, legte seinen Moralkodex aber unabhängig von bürgerlichen oder christlichen Wertvorstellungen selber fest. Er ließ sich nach der Spiegel-Affäre als Retter der Demokratie feiern, lehnte in seinem Unternehmen aber Mitbestimmung ab. Er galt als Linker und blieb im Grunde seines Herzens doch ein liberaler Deutschnationaler.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.12.2004

Ein reichlich biederes Buch, rümpft Rezensent H. Sf. die Nase angesichts dieser Augstein-Biografie. Dieter Schröder, ehemaliger Spiegel-Reporter "weiß kaum Neues zu berichten", moniert der Rezensent, und habe "ohne Not" dieses Buch geschrieben. Er erzählt die bekannten Stationen von Augsteins Vita nach, porträtiert das publizistische Wirken und liefert Einblicke in Redaktion und wirtschaftliche Verfassung des Spiegel. Was Schröder in seinem Buch aber nicht leistet, ist, Augstein in den Kontext seiner Zeit zu stellen, so dass sich dem Rezensenten auch in keiner Weise erschlossen hat, was an dem Schröderschen Augstein eine Jahrhundertfigur gewesen sein soll. So hat H. Sf. das Buch am Ende ratlos aus der Hand gelegt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Ernst Elitz meint, dass die "Standards", die in der letzten Zeit für das "Genre der Medien-Biografie" gesetzt worden sind, von Dieter Schröders Augstein-Biografie "nicht erreicht" werden, auch wenn er in seiner Kritik des Buches dann gar nicht so viel zu meckern hat. Denn er lobt Schröders Darstellung als durchaus "spannend" und sieht zumindest die "Neugier" der Leser befriedigt, wie er zurückhaltend lobt. Allerdings warte der Autor vor allem mit "Bekanntem" auf, was nicht zuletzt daran liege, dass er keinen Zugang zum "persönlichen Augstein-Archiv" gehabt habe, weiß der Rezensent zu berichten. Der Autor gibt in seiner Biografie auch "Einblicke" in die deutsche Nachkriegsgeschichte, wenn auch auf "vordergründige journalistische Machart", wie der - sich offenbar nur widerwillig als Journalist betätigende - Rezensent abschätzig schreibt. Insgesamt hat Elitz jedoch jede Menge "erhellende Anekdoten" über Augstein und die Geschichte des Spiegels gefunden, und sie haben ihn mitunter "zum Vergleich mit der Gegenwart" der Medienwelt angesteckt. So wirkt er am Ende doch ganz zufrieden, wenn auch nicht begeistert von dieser Biografie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2004

Zum Verständnis der Biografie des verstorbenen "Spiegel"-Gründers und Herausgebers Rudolf Augstein braucht es wohl recht viele Schlüssel, stöhnt Dieter Wild und vermutet, dass auf diese erste Biografie noch einige folgen werden. Der Rezensent hat ebenso wie der Verfasser eine Zeit lang unter Augstein beim "Spiegel" gearbeitet, sollte man hinzufügen. Schröder hat es immerhin fertig gebracht, lobt Wild, das Leben des kämpferischen Publizisten auf 300 Seiten einzufangen und einige wichtige Grundlinien herauszuarbeiten. Eine besagt laut Wild: "Augstein war kein Revolutionär", er hatte kein gehaltvolles politisches Konzept, sondern war an Akteuren der Geschichte als potentiellen Gegenspielern interessiert, denen er mit teilweise sehr großer Aggressivität begegnete. Als Strauß und Adenauer erledigt waren, ruft Wild uns in Erinnerung, waren Jesus und Friedrich der Große an der Reihe. Augstein war ein Machtmensch voller Widersprüche, hält Wild fasziniert fest. Dass er in Bonn alle undemokratischen Umtriebe geißelte, während er im eigenen Haus gnadenlos Machtpolitik betrieb, ist allerdings auch keine sehr neue Erkenntnis. Sehr viel aufschlussreicher findet Wild das Kapitel über Augsteins Versuch, selbst als Politiker bei der FDP Karriere zu machen. Die Fraktion schmetterte Augsteins Kandidatur als Fraktionsvorsitzender ab, der mächtige Publizist war geschockt, einmal machtlos zu sein.
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