David J. Edmonds

Die Ermordung des Professor Schlick

Der Wiener Kreis und die dunklen Jahre der Philosophie
Cover: Die Ermordung des Professor Schlick
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406774096
Gebunden, 352 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Annabel Zettel. Moritz Schlick, Otto Neurath, Kurt Gödel, Rudolf Carnap und in seinem Umfeld auch Ludwig Wittgenstein sowie der junge Karl Popper gehörten zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Wiener Kreises, der für das Denken des 20. Jahrhunderts höchst einflussreich werden sollte. David Edmonds' Buch stellt die geistige Welt des Kreises vor und verknüpft die Geschichte seiner Mitglieder mit einem Porträt der Stadt Wien im Schatten des um sich greifenden Faschismus und Antisemitismus. Auch der Kreis, der eine Zeit lang die attraktivste philosophische Bewegung Europas gewesen war, wird diesen feindseligen Tendenzen zum Opfer fallen. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs hat er aufgehört zu existieren, und die meisten seiner Mitglieder sind im Exil oder auf der Flucht. Am 22. Juni 1936 wurde Moritz Schlick auf dem Weg zu seiner Vorlesung an der Universität Wien erschossen. Der Attentäter war ein geistig verwirrter Student, der den Philosophen bezichtigte, "jüdische" Theorien zu verbreiten. David Edmonds schildert die Geschichte des Wiener Kreises, dessen Oberhaupt Schlick gewesen war, und stellt sie in den Kontext seiner Zeit. Eine Gruppe brillanter und exzentrischer Denker, die die Metaphysik und alle Pseudowissenschaften mit streng logischen Argumenten aus der Welt schaffen will, lebt in einer Stadt, deren pulsierendes kulturelles Leben immer stärker verdunkelt wird von Faschismus, Antisemitismus und blindem Hass.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2022

Keine Gnade findet in den Augen von Rezensent Malte Osterloh David Edmonds Buch "Die Ermordung des Professor Schlick", das sich auf populäre Weise der Philosophie des Wiener Kreises nähert. Die logische Empirie von Popper, Gödel, Neurath und Quine interessiert den Rezensenten durchaus, umso mehr ärgert ihn, dass Moritz Schlicks Ermordung nur am Rande eine Rolle spielt, wie Osterloh dem Autor vorwirft, dass Schlick selbst in dem Buch kaum Statur gewinne, und anstatt überhaupt das antimetaphysische Denken des Wiener Kreises anschaulich zu machen, überschütte Edmond es in Superlativen, hanebüchenen Vergleichen und zusammenhanglosen Petitessen. "Kaum lesbar", geradezu "miserabel" schimpft Osterloh das Buch und schreibt sich in eine Rage, die in ihrer Krassheit allerdings vor den Kopf stößt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2021

Rezensent Helmut Mayer hält David Edmonds Buch über den Wiener Kreis im Großen und Ganzen für eine gelungene Darstellung der intellektuellen Gruppierung, die eine lebensnahe, dezidiert nicht metaphysische Philosophie vertrat, wie Mayer erklärt. Mittels sorgfältiger Text- und Archivarbeit gelinge es dem Autor, die Gemeinsamkeiten ebenso wie Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Kreises herauszuarbeiten - etwa zur Frage, wo Metaphysik denn anfange - und "anrührende" Lebensgeschichten der Mitglieder (darunter Otto Neurath und Rudolf Carnap, aber auch unbekanntere Namen) nachzuzeichnen, die bis 1939 alle ins Exil gingen. Ein paar Kleinigkeiten bemängelt der Kritiker, wie ein vergessenes Semikolon in einem Wittgenstein-Zitat oder die Bezeichnung von Karl Kraus als "Journalist", und in den philosophischen Feinheiten glänze der Autor weniger als in den Personenporträts, hält Mayer fest. Für ein breiteres Publikum aber eine absolut taugliche Lektüre, schließt er.
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