Adaobi Tricia Nwaubani

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Roman
Cover: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
dtv, München 2011
ISBN 9783423248617
Kartoniert, 495 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karen Nölle. Kingsley, der Erstgeborene, darf bei Tisch darauf warten, dass das Essen serviert wird, in seiner dünnen Egusi-Suppe schwimmt ein Stück Fleisch, sein Universitätsabschluss wird mit einer Party gefeiert. Doch die Zeiten in Nigeria sind schlecht, er findet keine Arbeit, und der Brautpreis für Ola - seine süße, wunderbare Ola, der Zucker in seinem Tee - ist viel zu hoch. Bildung mag in Nigeria für ein gewisses Ansehen sorgen, doch ohne Geld und ein "Langbein" geht nichts. Cash-Daddy, ein opulenter king-of-town-Typ, nimmt den Neffen unter seine Fittiche. Fasziniert von dem reichen, großspurigen Onkel, lernt Kingsley die Spielregeln des Überlebens ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2012

Adaobi Tricia Nwaubanis Roman über einen jungen Nigerianer, der durch eine Notlage in das Milieu der sogenannten "419er " gerät, hat Andrea Diener insbesondere durch seine Munterkeit fasziniert. Die "419er" sind Betrüger, die mit auch hierzulande empfangenen "Scam-Mails" Betrugsdelikte begehen und zu Reichtum gelangen, erklärt die Rezensentin. Wenn die nigerianische Autorin ihren Helden Kingsley vom feinfühligen jungen Mann zum korrumpierbaren Talent im Betrugshandwerk mutieren lässt, so ist Diener nicht nur von der "angelsächsischen Leichtigkeit" ihres Stils beeindruckt. Zudem lernt sie hier, dass Gut und Böse gerade in Nigeria nicht immer leicht zu unterscheiden sind und das lässt sie auch die Scam-Mails, die auch sie schon bekommen hat, mit neuen Augen betrachten - bevor sie sie löscht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.06.2011

Rezensentin Marie-Sophie Adeoso hat sich großartig mit Adaobi Tricia Nwaubanis Roman aus der "419er -Szene" amüsiert und darin zugleich erhellende Einsichten in die von Korruption und sozialer Ungleichheit geprägte nigerianische Realität gewonnen. Der Ausdruck 419-Szene geht auf den nigerianischen Betrugsparagraphen 419 zurück, der zum Synonym für die per E-Mail verschickten Versuche von "Vorschussbetrug" mit aberwitzigen Versprechen von Gewinnen geworden ist, wie uns die Rezensentin aufklärt. Im Roman tritt der studierte Ingenieur Kingsley zwar mit nicht eben überzeugender Leichtigkeit aus der Legalität und wird zum Designerklamotten tragenden Finanzbetrüger. Für diese nicht recht plausiblen Handlungsmomente sieht sich die Rezensentin aber durch gelungene Dialoge und einen überbordenden Humor mehr als entschädigt. Und bei aller Komik wird Adeoso auch höchst überzeugend die nigerianische Wirklichkeit vor Augen geführt, die  Nwaubani mit dem, wie die Rezensentin meint, für Nigeria typischen "fatalistischen Humor" schildert. Schön wäre es allerdings gewesen, wenn so mancher Ausdruck aus dem nigerianischen Igbo oder Pidgin-English für deutsche Leser in einem Glossar erklärt worden wären, so die ansonsten sehr eingenommene Adeoso.