Silvio A. Bedini

Der Elefant des Papstes

Cover: Der Elefant des Papstes
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006
ISBN 9783608940251
Gebunden, 360 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Englischen von Klaus Kochmann. Rom 1514 - Höhepunkt der italienischen Renaissance. Die alte Konkurrentin Konstantinopel, schon vor Jahrzehnten von den Türken erobert, kann Rom nicht mehr schaden. Architekten, Künstler und Handwerker, unter ihnen Bramante, Michelangelo und Raffael, buhlen um die Aufträge von Klerus und Aristokratie, die lange vernachlässigte Stadt weiter aufbauen und schmücken zu dürfen. Das vergnügungssüchtige Kirchenoberhaupt, Sohn von Lorenzo de Medici,"dem Prächtigen", unterhält eine Menagerie mit Vögeln und wilden Tieren, unter ihnen sein Liebling Hanno, ein junger weißer indischer Elefant. Dieser ist als Geschenk des portugiesischen Königs nach Rom gebracht worden. Hanno kann auf Kommando niederknien, tanzen, trompeten und sogar weinen. Er wird nicht nur Liebling des Papstes und des Volkes, sondern auch der Star auf Prozessionen und Festen sowie Gegenstand vieler Bilder und Skulpturen. Im Land der beginnenden Reformation wird der Elefant zum Symbol für die Weltlichkeit, für Exzesse und Frivolitäten; im Italien jener Epoche steht er für den Beginn eines Goldenen Zeitalters, für Pracht und politische Macht. Auf der Grundlage literarischer und kunstgeschichtlicher Quellen erzählt der Autor die außergewöhnliche Geschichte des Papstes Leo X. und seines Elefanten. Zugleich lässt der Autor Lebensformen, Machtpolitik und Mentalität im Italien jener Zeit wiederaufleben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.02.2007

Zu Manfred Schwarz' Begeisterung hat der britische emeritierte Historiker nun einem bisher nur in Fußnoten beachteten Kuriosum, nämlich Hanno, dem weißen Elefanten am Hof des Papstes Leo X. seine gesammelte Aufmerksamkeit gewidmet und damit ein fesselndes, dabei kenntnisreiches, interessantes Buch über die römische Hochrenaissance geschrieben. Der Rezensent bewundert die akribische Recherche, die in dieses Werk eingeflossen ist und lobt, dass Bedini mit diesem bisher lediglich als Anekdote behandelten Phänomen zugleich ein vielschichtiges Bild der Epoche zeichnet. Und die hatte es in sich: Leo X. war ein "ruinöser Verschwender", so Schwarz, der das Geld nur so zum Fenster hinauswarf für Feste, Luxus, Kunst und - seinen Elefanten. Der Rezensent preist den, wie er meint, typisch angelsächsischen Vorzug, zugleich fachlich genau als auch sehr "anschaulich" zu schreiben und findet, dass es dem Autor vorzüglich gelungen ist, die heute kaum mehr präsente Geschichte des weißen Elefanten in seinem historischen Kontext darzustellen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.08.2006

Eine Art Wunderkammer sei Silvio A. Bedinis Geschichte des Elefanten von Leo XI., lobt Rezensentin Caroline Schnyder in ihrer sehr inhaltslastigen Besprechung, immer neue und "überraschende" Fundstücke warteten auf den Leser. Beispielsweise habe Hanno, so der Name des erst vierjährigen Elefanten, in seiner kurzen Verweildauer in Italien nicht mehr Italienisch gelernt, bevor er dann an Angina oder Heimweh starb. Ein zusammenhängendes Porträt hingegen habe der Autor nicht entwickelt, und auch die politischen Hintergründe der damaligen Zeit würden nur in einigen Exkursen beleuchtet. Im Wesentlichen zeige der Autor, warum Hanno zusammen mit einem Nashorn als Geschenk des portugiesischen Königs zum Papst kam, wie er in Rom als Attraktion bewundert wurde, und wie die Reformatoren nördlich der Alpen in solchen Vorlieben und Pläsierchen ihre schlechte Meinung vom Papst bestätigt sahen.