Tim Genett

Der Fremde im Kriege

Zur politischen Theorie und Biografie von Robert Michels 1876-1936
Cover: Der Fremde im Kriege
Akademie Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783050044088
Gebunden, 852 Seiten, 89,80 EUR

Klappentext

Diese intellektuelle Biografie unternimmt eine grundlegende Revision von Robert Michels politischem Werk und Leben. Sie ist nicht nur die bislang umfassendste Gesamtdeutung dieses Klassikers der Politikwissenschaft, sondern auch die erste seit über drei Jahrzehnten. Ihr theoretisches Herzstück ist eine Neuinterpretation von Michels berühmter Soziologie des Parteiwesens (1911), ihrer pessimistischen, aber auch ihrer demokratiepädagogischen Sinngehalte. Hat die Forschung bisher beim frühen Michels nach Erklärungen für die spätere Wende zum akademischen Botschafter des italienischen Faschismus gesucht, wird hier auf der Basis unbekannten Text- und Archivmaterials der Präfaschist Michels als Legende - der Forschung, vor allem aber auch des späten Michels selbst - entlarvt. Dies macht den Blick frei auf den unkonventionellen Sozialdemokraten Michels: als radikaler Liberaler und Republikaner, Feminist, Sexualreformer, Bewegungsforscher, leidenschaftlicher Vertreter des nationalen Selbstbestimmungsrechts und europäischer Pazifist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.08.2008

Timm Genetts 800-Seiten-Werk über Robert Michels hat bei Rezensent Stefan Breuer großen Eindruck hinterlassen. Er sieht darin die erste "intellektuelle Biografie" des Soziologen und Politikwissenschafters, die diesen Namen auch verdient. Er bescheinigt Genett, das umfangreiche Oeuvre des Denkers durchdrungen, seinen Nachlass und die Michels-Forschung sorgfältig ausgewertet sowie die zeitgeschichtlichen Kontexte gründlich erarbeitet zu haben. Und er bescheinigt ihm, Michels in ein neues Licht zu rücken und weit verbreitete Meinungen über ihn umzustoßen. So kommt der Autor seines Erachtens zu einer differenzierten Betrachtung von Michels, sieht den Sozialisten wie den Liberalen, den progressiven Positivisten wie den "pessimistischen Elite-Theoretiker", den demokratischen Nationalisten und den zum Faschismus "Bekehrten". Vorwürfe der Glättung und der Verharmlosung wird es nach Ansicht Breuers gegen Genett sicher geben, aber er betont eindrücklich, dass das Buch derartiges in keiner Weise im Sinn hat.