Wilhelm Schmid

Mit sich selbst befreundet sein

Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst. Bibliothek der Lebenskunst.
Cover: Mit sich selbst befreundet sein
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2004
ISBN 9783518416563
Gebunden, 433 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Einst hielt es die Philosophie für ihre vorrangige Aufgabe, Menschen zu einem bewußten Verhältnis zu sich und ihrem Leben anzuleiten - um auch zu einem angemessenen Umgang mit anderen in der Lage zu sein. Die moderne Philosophie geht dagegen zwar systematisch vom Subjekt aus, führt dieses in praktischer Hinsicht aber gerade nicht mehr zu sich selbst zurück, so, als könne nur der Umgang mit anderen ein seriöser Gegenstand der Ethik sein. Heute erscheint das Selbst als größte Schwachstelle der modernen Gesellschaft. "Mit sich selbst befreundet sein", davon sprach schon Aristoteles. "Lebenskunst im Umgang mit sich selbst": Das ist die Tradition Senecas, Montaignes, Nietzsches und Foucaults. An diese Tradition knüpft Schmid an und schreibt vom Umgang mit sich selbst und wie er erlernt werden kann, ausgehend von der existenziellen Erfahrung der Angst und der möglichen Antwort darauf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.11.2004

Eingedenk des immer nahen Todes das eigene Leben gestaltend in den Griff zu nehmen, war das Ziel antiker Lebenskunst-Philosophie. Diese wieder in die philosophische Debatte eingeführt zu haben ist Rezensent Andreas Brenner zufolge ein Verdienst des Philosophen Wilhelm Schmid. In vorliegendem Buch trete Schmid dem Vorwurf des Egoismus entgegen, der der Lebenskunst-Philosophie bis heute anhaftet. So postuliere er als oberste Maxime aller Lebenskunst, mit sich selbst befreundet zu sein, um dann aufzuzeigen, wie gemeinschaftsfördernd Mit-sich-selbst-Befreundete sind. Ein gutes Miteinander mit sich selbst zu pflegen, erachte Schmid freilich nicht als einfache Sache, zumal der moderne Mensch viele Selbste zugleich sei. Schmid argumentiere hier für das Moderatoren-Modell, durch das man die widerstreitenden Selbste in Einklang bringen könne. Ferner biete ein Ratgeber-Kompendium, in dem er alle nur denkbaren Ratschläge gebe - von der Askese über den Email-Verkehr bis zur "genetischen Selbstgestaltung im Sinne positiver Freiheit".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.11.2004

Wilhelm Schmid hat offensichtlich die Lebenskunst zu seinem "Dauerthema" gemacht, schreibt der mit "zyk" zeichnende Rezensent. Dadurch ähneln sich zwar die Kinder dieser "Liebesheirat", wie der Rezensent es formuliert, sind aber doch "gesunde" Kinder. Will heißen: Schmid macht seine Sache gut. Besonders gefällt dem Rezensenten dabei, dass er nicht der Versuchung erliegt, mit aller Kraft originell sein zu müssen. Denn was in den Augen des Rezensenten ein gutes Lebenskunstbuch (und Schmids Buch ist genau das) auszeichnet, ist eben nicht seine Originalität, sondern dass es den Ehrgeiz hat, "das Richtige nahezulegen, so dass es beherzigt werden kann". Schmids "fast schon meditativ-behutsamer Stil" sollte allerdings nicht auf beschwichtigende Verharmlosung schließen lassen, warnt der Rezensent. Schmid kenne weder Berührungsängste noch Hemmungen im Umgang mit dem richtigen Leben. Auf größere Überraschungen müsse der Leser zwar weitgehend verzichten, meint der Rezensent, doch wird er bei Schmid - frei nach Epikur - "eine gute Suppe" vorfinden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.09.2004

Nein, als "Moralphilosoph" will Wilhelm Schmid, der sich auch in seinem neuesten Buch für die "Wiederentdeckung einer philosophischen Lebenskunst" stark macht, nicht verstanden wissen, erklärt Martin Bauer. Stattdessen wende sich der Autor an das ratlose Individuum, dem er seinen Begriff des mit "sich selbst befreundeten" "reflektierten Lebenskünstlers" anträgt. Dass es dabei zu "ermüdenden" Widerholungen kommt, verschweigt der Rezensent ebenso wenig wie er seine Ansicht verhehlen kann, es hätte der Darlegung dieser "Ethik des Optativen" nicht schlecht getan, auch die von ihm so geschmähten Vertreter der "Schulphilosophie" hin und wieder zu Rate zu ziehen. Denn die "analytischen Mühen", so der Rezensent unzufrieden, sind insgesamt doch eher "bescheiden ausgefallen". Bauer vermisst die "Qualen des Arguments" und eine gewisse Montaigne'sche "Skepsis" bei den Ausführungen, die stattdessen eher von "wohlmeinender Kompetenz" geprägt sind, wie der Rezensent nicht recht überzeugt feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2004

Eberhard Rathgeb kann Wilhelm Schmids "Mit sich selbst befreundet sein" ganz offenkundig nicht ernstnehmen. Schmids Handlungsanleitung für einen pfleglichen Umgang mit sich selbst referiert der Rezensent in einem mokanten Ton, der ebenso wenig Schärfe zeigt, wie man, Schmid zufolge, im Umgang mit dem eigenen Selbst an den Tag legen sollte. Im Mittelpunkt von Schmids Eigenbeziehungslehre steht, so der Rezensent, die Erfahrung der Schönheit, aufscheinend in den Kategorien des Beziehungsschönen, des Verhältnisschönen, des Erlebnisschönen, des Dingschönen, des Phantasieschönen, des Abstraktschönen und des Negativschönen "(er meint, 'unschöne Situationen' zu bewältigen kann eine 'bejahenswerte Erfahrung' sein)". Die schöne Beziehung zur eigenen schönen Seele kann, so Schmids These, nur in schönen Beziehungen zu anderen schönen Seelen münden. Rathgeb findet dafür den Begriff einer von resignativen Untertönen nicht freien "Ethik der Wellness", die maßgeschneidert sein mag für den gegenwärtigen Psychohaushalt unserer Republik und die ja vielleicht auch irgendwie sympathisch ist, da sie niemandem wehtun möchte. Aber was das alles eigentlich soll? Das darf man den Rezensenten nicht fragen.
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