Ernst Bloch

Die Abenteuer der Treue

Briefe an Karola 1928-1949
Cover: Die Abenteuer der Treue
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783518416730
Gebunden, 267 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

"Wir wollen dort nicht einsam sein, wo wir endlich leben", heißt es in Geist der Utopie. Ernst Bloch vertritt die Idee einer vom eigenen Schaffen untrennbaren Liebe. Für ihn nimmt sie Gestalt an, als er 1927 die zwanzig Jahre jüngere Karola Piotrkowska kennenlernt, und er gibt dieser Liebe in seinen Briefen leidenschaftlich Ausdruck, weit über das Private hinaus: "Wir gehörten zu uns; zu Dir gehörte ich; zu Dir mit meinem Werk, das ich zu tun habe", lautet seine Erinnerung an eine frühe Begegnung mit seiner künftigen Frau; die beiden heiraten 1934 und leben bis zu Blochs Tod zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.11.2005

Aus den Briefen lasse sich nicht ohne weiteres herauslesen, wer von beiden älter oder reifer sei, berichtet Rezensent Tim B. Müller, Ernst Bloch oder die 20 Jahre jüngere Karola. Leider seien Karolas Briefe verloren gegangen, was aus Sicht des Rezensenten aber auch schon den einzigen "Mangel" des Briefbandes darstellt. Ansonsten sei er ein "Geschenk" und quelle über von "Witz und Liebe". Insbesondere die kleinen "persönlichen Schwächen" würden den Leser rühren, bekennt der Rezensent, und noch über den banalsten Alltagsberichten und Wünschen läge ein gewisser "Liebeszauber". Über Zürich, Wien, Prag sei das "Jahrhundertpaar" 1938 in die USA geflohen, wo wieder einmal die Frau, Karola war Architektin, die Familie versorgt habe. Karola sei zudem, hebt der Rezensent hervor, eine kommunistische Agentin gewesen, die sich von Stalins Kommunismus distanziert habe, sobald sie von dessen Terrorregime erfahren hatte. Nicht so Bloch, dessen "akute politische Blindheit" die Briefe ebenfalls dokumentierten. Ernst Bloch habe Stalin verteidigt und den Nationalsozialismus lange unterschätzt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.08.2005

Vom Sozialismus mag ja nicht mehr viel übrig geblieben sein, aber als "wehmütige Idee" hat er für den Rezensenten Otto A. Böhmer überlebt. Denn der Sozialismus hatte wenigstens einige "veritable Denker, die zu lesen noch immer lohnt". Ernst Bloch war so einer. Die Briefe an Karola Piotrkowska, in einem "ansehnlichen Buch" hier zusammengetragen, so Böhmer, zeigen den Philosophen als "großen Stilisten", der "eigenwillig bis in die letzte Wortprägung" seine künftige Ehefrau umwirbt. Böhmer zitiert ganze Passagen, in denen der verliebte Bloch seinem vollen Herzen Luft macht. Der Rezensent ist beeindruckt und - wie uns scheint - gerührt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.07.2005

"Briefe wie aus der Jetztzeit", so urteilt Ludger Lütkehaus über Ernst Blochs Briefe an seine Geliebte und spätere Frau, Karola Piotrkowska, die erschienen sind unter dem Titel "Das Abenteuer der Treue". Ein hoher erotischer Ton wird angeschlagen; "erotischen Expressionismus" hat der Rezensent beobachtet und "erotischen Realismus", inspiriert vom Hohen Lied Salomos. Der Herausgeberin, die gleichzeitig die Briefe auch kommentiert hat, verleiht Lütkehaus das etwas altväterlich Lob "verdienstlich", und er rügt sie dafür, dass sie sich gleichsam für das allzu Gewagt-Eindeutige mancher Passage beim Leser entschuldigt. Lütkehaus empfiehlt dem Leser dagegen, er solle sich an der Schamblattlosigkeit dieser Briefe einfach erfreuen. An einen anderen berühmten Briefwechsel fühlte Lütkehaus sich mitunter erinnert: an jenen zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger. Diese Bloch-Briefe sind Dokumente einer großen Liebe, so kann man Lütkehaus' Ausführungen zusammenfassen, einer Liebe, der auch ihres Verfassers Neigung zum Seitensprung, zur Zweit- und Nebenliebe, nichts anzuhaben vermochte.