Eric Plamondon

Taqawan

Roman
Cover: Taqawan
Lenos Verlag, Basel 2020
ISBN 9783039250042
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anne Thomas. Als Océane an ihrem fünfzehnten Geburtstag von der Schule nach Hause kommt, wird sie Augenzeugin einer brutalen Razzia. Es ist der 11. Juni 1981. Die Polizei beschlagnahmt die Fischernetze der Mi'gmaq, die seit Jahrtausenden vom Lachsfang leben. Viele werden verhaftet, es gibt Tote. Québec, ganz Kanada ist in Aufruhr. Kurz darauf findet der Ranger Leclerc ein indigenes Mädchen, das mehrfach vergewaltigt wurde. Zusammen mit dem Mi'gmaq William versucht er die Tat aufzuklären. Dabei kommen sie einem Netzwerk auf die Spur, in das auch die Polizei verstrickt ist.Taqawan, so nennen die Mi'gmaq den Lachs, der zum ersten Mal in den Fluss seiner Geburt zurückkehrt. Auch Éric Plamondon begibt sich zu den Ursprüngen: Er verwebt die Geschichte der Kolonisation Ostkanadas mit den Legenden der Mi'gmaq und ihrem Ringen um Eigenständigkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.10.2020

Sylvia Staude findet Eric Plamondons Krimi aus Quebec spannend, auch wenn der Autor immmer wieder zu Exkursen ansetzt über die Natur und die First Nations und ihre Ausrottung. Es geht also um Diskriminierung, aber auch um den Lachs und wie man ihn fängt (mit Ahornzucker). Daneben bzw. eigentlich geht es um die Vergewaltigung eines Mi'gmaq-Mädchens, um Polizeigewalt und durchaus auch Action. "Böse beißen ins Gras", so Staude. Das bisschen Belehrung über Heilmittel und Bisons nimmt Staude da gerne hin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Rezensent Jörg Häntzschel staunt über diesen Roman des kanadischen Autors Eric Plamondon, der spielend Erd-, Welt- und kanadische Geschichte miteinander verknüpft. Erzählt wird die Geschichte des Rangers Leclerc, der im Fall um die von Polizisten vergewaltigte, fünfzehnjährige indigene Kanadierin Oceane ermittelt. Im Vordergrund des Romans steht aber der Kolonialismus, der seine Schatten auf Plamondons Figuren wirft, verrät Häntzschel. Den Thriller-Plot reichert der Autor zudem mit Exkursen über das Leben der Lachse oder Celine Dion an, informiert der Kritiker, der vor allem bewundert, wie Plamondon all die Fragmente zu einem großen Ganzen zusammenfügt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.10.2020

In den höchsten Tönen lobt Rezensent Ulrich Noller diesen Roman des kanadischen Autors Eric Plamondon, den er als Mischung aus Soziogramm, Abenteuergeschichte, Bildungsroman, Essay, Nature Writing und nicht zuletzt Krimi liest. Erzählt wird die im Jahr 1981 spielende, auf realen Ereignissen basierende Geschichte um den Ranger Leclerc, der die Vergewaltigung einer 15-jährigen Angehörigen der Mi'gmaq - einer indigenen Bevölkerungsgruppe - durch Polizisten aufklären soll. Diese Romankonstruktion füllt Plamondon aber reich mit Exkursen in die Geschichte der französischen Kolonisierung, mit prächtigen Naturschilderungen, Einführungen in die kulturgeschichtliche Bedeutung des Lachsfangs und Schilderungen der strukturellen Entrechtung indigener KanadierInnen, staunt der Kritiker. Plamondons Mut und die Kunst, alle Erzählebenen geschickt miteinander zu verknüpfen, ringen Noller höchste Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2020

Fasziniert aber auch etwas verunsichert hat Katrin Doerksen dieser Roman. Zum einen gibt es eine brachiale Krimigeschichte, die ausgeht vom historischen Fall einer Razzia gegen indigene Fischer 1981 in Kanada, bei der es Tote und Verletzte gab. Mit "drastischer Action" wird ebenso gepunktet wie mit poetisch anmutendem "Nature Writing" über den Lachs und ethnologischen und historischen Exkursen. Aber die als lone ranger aufgebaute Figur des Ermittlers wird auch nicht wirklich zu einem "Sympathieträger", von denen das Buch, so die Kritikerin, überhaupt  ziemlich frei ist. Von einem vergewaltigten Mädchen aus der indigenen Fischer-Community spinnt sich der Plot bis in die Kreise der seperatistischen Bewegung Québecs. Der eklektizistische Zugang zur rassistischen Kolonialgeschichte Kanadas scheint der Kritikerin zu gefallen, aber dass offenbar allen ein brutales Erzähl-Ende blüht, macht sie auch irgendwie fassungslos.
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