Noemi Kiss

Balaton

Novellen
Cover: Balaton
Europa Verlag, München 2021
ISBN 9783958903630
Gebunden, 168 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Eva Zador. Ungarn in den 1980er-Jahren: Der Balaton, oder Plattensee, ist ein beliebtes deutsch-deutsches Urlaubsziel. Hier liegen Ost- und Westdeutsche einträchtig nebeneinander am Strand, durch den Mauerbau getrennte Familien machen gemeinsam Ferien. Es ist ein Ort der gelebten Wiedervereinigung, lange bevor die Mauer fällt. Aber das scheinbare Idyll hat auch Schattenseiten. Während "die Badewanne Ungarns" für die Besucher aus der BRD ein billiges Urlaubsvergnügen ist, müssen die DDR-Bürger jede Mark zweimal umdrehen und verpflegen sich überwiegend aus von zu Hause mitgebrachten Lebensmittelvorräten. Dennoch ist der Balaton für viele von ihnen ein Sehnsuchtsziel, ein erster Schritt in Richtung Freiheit - von der ihre ungarischen Gastgeber gleichermaßen träumen. Noémi Kiss fängt in ihren Novellen die besondere Stimmung dieser Zeit vor dem totalen Umbruch ein, lässt ihre angespannte, abwartende Stille geradezu greifbar werden. Sie gewährt Einblicke in die sozialistische Welt jener Jahre an diesem Fleck Ungarns. Ist die oberflächliche Sommerfreude auch noch so ausgelassen, das Wasser schwemmt immer wieder entglittene Schicksale, Verbrechen, Geheimnisse und Lügen ans Ufer. Oder warum heißt es, der alte Botlik sei beim Schwimmen ertrunken, obwohl jeder weiß, dass kein Anwohner des Plattensees freiwillig in der August-Mittagshitze in den See steigen würde?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.07.2021

"Unspektakulär und lässig" nennt Rezensent Jörg Plath die hier versammmelten Novellen der ungarischen Autorin Noemi Kiss und meint das ganz und gar als Kompliment. Denn die oft wie "getupft" erscheinenden Texte entsprechen gar und gar dem Lebensgefühl am Balaton, der "Badewanne Ungarns", fährt der Kritiker fort. Er liest hier von West- und Ostdeutschen, die sich am Plattensee trafen oder von Ost-Sportlern mit Häusern am Balaton, aber auch von Sehnsüchten, Unfällen und Krankheiten. Wie die Autorin das Lebensgefühl einer untergegangenen Epoche auferstehen lässt und die Texte zugleich im "Schweben" belässt, findet Plath bemerkenswert.