Michel Houellebecq

Einige Monate in meinem Leben

Oktober 2022 - März 2023
Cover: Einige Monate in meinem Leben
DuMont Verlag, Köln 2023
ISBN 9783832168315
Gebunden, 100 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephan Kleiner. "Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wie der Gegenstand einer Tierdokumentation; es fällt mir schwer, diesen Augenblick zu vergessen."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.07.2023

"Gutgetan" hat es Michel Houellebeceq dieses Buch zu schreiben, doch ob er es gleich veröffentlichen musste? Rezensent Martin Oehlen hätte wohl abgeraten. Mit einer "Abrechnung" haben wir es hier zu tun, schreibt er. Den größten Teil des Buches widmet Houellebeceq seiner Porno-Affäre, bei der er, laut eigenen Angaben, ohne Zustimmung beim Sex gefilmt worden war und unter Alkoholeinfluss einen Filmvertrag für eben jenen Film unterzeichnete, resümiert Oehlen. Dabei überzieht Houellebeceq, so Oehlen, die niederländischen Filmer ebenso wie die Medien mit allerhand Schimpfwörtern. Immerhin: An einer Stelle distanziert sich Houellebeceq von einigen seiner Aussagen in Bezug auf den Islam, notiert der Rezensent zufrieden. Ansonsten ist das Buch für ihn ein "trüber Tümpel", an dessen Ende sich der Autor sogar mit vergewaltigten Frauen vergleicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.07.2023

Rezensentin Eva Behrendt wirkt der Houellebecq'schen Kaprizen etwas überdrüssig. Denn in seinem neuen Buch, von der Kritik zum Teil schon zerrissen, so Behrendt, verarbeite der Star- und Skandalautor nun, wie er in eine Pornoaffäre mit dem niederländischen Künstlerkollektiv Kirac geriet. Was vermutlich als uneitle Selbstoffenbarung der eigenen Fehlbarkeit gedacht war und im Stil von Emmanuel Carrère hätte gelingen können, gerät hier aber leider zur nur mäßig überzeugenden Apologie, findet die Kritikerin: Die eigenen nur "allzumenschlichen" Schwächen seien vom böse, manipulativen Künstlerkollektiv ausgenutzt worden - das kann Behrendt alles nicht so recht glauben. So hätte Houellebecq sich ja auch im Vorhinein über Kirac informieren und dabei feststellen können, dass es schon einmal einen ähnlichen Fall gab, meint sie. Auch in den umfangreichen Abschweifungen vom Thema fallen ihr vor allem die Widersprüchlichkeiten des Autors auf, für die sie ihm mindestens eine "Halbblindheit" unterstellt. Dass Houellebecq sich schließlich sogar mit Vergewaltigungsopfern vergleicht, scheint, wie überhaupt das ganze Buch, ziemlich peinlich zu finden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.07.2023

Letztlich durchaus amüsiert liest Rezensent Dirk Fuhrig Michel Houellebecqs Rekapitulation eines Pornoskandals mit dem notorischen Skandalliteraten selbst in der Hauptrolle. Nebenbei gehe es zwar auch um eine - beschwichtigende - Klärung der Position des Autors zum Islam, der Hauptteil der Schrift widme sich jedoch dem ominösen, von einem Kollektiv namens "KIRAC" verantworteten Pornofilm, der nach aktuellem Rechtsstand veröffentlich werden dürfte. Houellebecqs rekonstruiere die Geschehnisse aus seiner Sicht. Unter anderem vergleiche er sich in der schmalen Schrift in fragwürdiger Manier mit weiblichen Vergewaltigungsopfern. Vor allem sei das Buch jedoch ein Vehikel für das polemische und komödiantische Talent des Autors. Weniger als eine ernsthafte Klärung der eigenen Position solle die Schrift betrachtet werden, so Fuhrig, denn als ein "burleskes Theaterstück".