Joachim Scholtyseck

Der Aufstieg der Quandts

Eine deutsche Unternehmerdynastie
Cover: Der Aufstieg der Quandts
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406622519
Gebunden, 1184 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Die Quandts zählen zu den mächtigsten Unternehmerdynastien Deutschlands. Doch ihr Aufstieg ist umstritten. Wie eng war die Familie in die nationalsozialistischen Verbrechen verstrickt? Wie sehr profitierte sie von Arisierungen und Rüstungsaufträgen des Dritten Reiches? Beruht ihr heutiges Vermögen auf der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen? 2007 machte die inzwischen selbst in die Kritik geratene Fernsehdokumentation "Das Schweigen der Quandts" Furore. Sie prangerte den Umgang der Familie mit ihrer Vergangenheit an und warf ihr vor, die wahre Herkunft ihres Vermögens zu verschleiern. Daraufhin haben die Quandts ihr Schweigen gebrochen und das Familienarchiv für Joachim Scholtyseck geöffnet. Auf dieser Grundlage und nach umfassenden Recherchen in über 40 deutschen und ausländischen Archiven legt der Bonner Historiker nun seine Ergebnisse vor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2011

Kapitel Quandt glücklich abgeschlossen? Die nach den öffentlichen Empörungen über die wundersame Reichtumsvermehrung bei den Quandts unter Hitler (gezeigt im Film "Das Schweigen der Quandts") von der Familie selbst in Auftrag gegebene 1300 Seiten starke Studie liegt vor. Tilmann Lahme hat sich durch das bisher unzugänglichen Archiven entnommene Material gearbeitet, angenehm nur insofern, als Joachim Scholtyseck und seine Mitarbeiter detailreich, gründlich, aber auch lesbar und (trotz des BMW-Stipendiums) ohne Voreingenommenheit schreiben, wie Lahme erleichtert konstatiert. Was dabei herauskommt, findet er indes erschütternd. Zwar vermag der Autor den Film insoweit zu widerlegen, als er den Reichtum der Familie als Grundlage des späteren Firmenimperiums auf die frühen Investmentqualitäten Günther Quandts zurückführen kann. Den Persil-Schein muss er der Familie dennoch entziehen. Der Autor lehrt den Rezensenten: Die Quandts waren nie "Verfolgte" des Regimes, im Gegenteil profitierten sie immens von Hitlers Kriegstreiberei, von Zwangsarbeit und Arisierungsmaßnahmen und zwar durch eiskaltes, skrupelloses Profitstreben, vulgo: Gier.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.09.2011

Nur begrüßen kann Willi Winkler, dass mit Joachim Scholtysecks Firmenbiografie der Schönfärberei, wie sie noch der Wirtschaftshistoriker Wilhelm Treue im Auftrag der Quandts in seiner Firmengeschichte betrieben hat, unbezweifelbare Fakten entgegengesetzt werden. Bereits vor vier Jahren hatte ein Film von Eric Fiedler mit der Legende aufgeräumt, die Quandts seien während des Nationalsozialismus allenfalls Mitläufer gewesen; der Autor weist nun durch minutiöse Quellenarbeit nach, wie stark die Firmengruppe, deren Rüstungsbetriebe mehr als fünfzigtausend Zwangsarbeiter für sich schuften ließen, vom NS-Regime profitierte, so Winkler. Ihm fällt auf, wie nüchtern und sachlich Scholtyseck, der ebenfalls von der Familie beauftragt wurde, seiner Arbeit als Biograf nachgeht, und man bekommt den Eindruck, dass der Rezensent etwas mehr moralischen Furor durchaus am Platze gefunden hätte. Trotzdem spürt man seine Zufriedenheit darüber, wie der Autor unzweifelhaft klarstellt, dass die Quandts alles andere als bloße Mitläufer, Günther Quandt im Gegenteil sogar "ein richtiger Kollaborateur" war, der kräftig von den Nazis profitierte und dessen Werke nach dem Krieg weiter florierten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.09.2011

Ein solches Buch hätte man sich ein paar Jahrzehnte früher gewünscht. Der Bonner Historiker Joachim Scholtyseck untersucht in seiner Studie die NS-Verstrickung der Familie Quandt, die erst durch die kritische Fernsehdokumentation "Das Schweigen der Quandts" dazu gebracht wurde, die eigene Familiengeschichte kritisch zu beleuchten. Die TV-Doku beruhte auf der von Rüdiger Jungbluth verfassten Familienbiografie "Die Quandts", und der nun rezensierende Jungbluth zollt Scholtyseck große Anerkennung. Zwar sei seine Arbeit von den Quandts bezahlt, aber nicht beeinflusst, erkennt Jungbluth, die Studie ist gründlich und detailreich und lässt keinen Zweifel daran, wie eng das Rüstungskonglomerat des Unternehmers Günther Quandt mit der Kriegs- und Vernichtungspolitik der Nazis verbunden war, wie skrupellos der Patriarch auf seinen Vorteil setzte und wie zynisch sein . Genau beziffern könne Scholtyseck nicht, inwieweit das heutige Vermögen der BMW-Besitzer zum Beispiel auf der Ausbeutung der 50.000 Zwangsarbeiter, bemerkt Jungbluth, sieht aber keinen Zweifel daran gelassen, dass der immense Besitz sich den Profiten aus der Rüstungsproduktion verdankt.