Wilhelm Kaltenborn

Raiffeisen

Anfang und Ende
Cover: Raiffeisen
Books on demand, Norderstedt 2018
ISBN 9783746062990
Taschenbuch, 112 Seiten, 6,99 EUR

Klappentext

Friedrich Wilhelm Raiffeisens zweihundertster Geburtstag im März 2018 ist der Anlass dieser Arbeit. In den Worten des Autors: Die Verklärung, der Raiffeisen in diesem Jahr erneut ausgesetzt sein wird, hat mit der realen Person Raiffeisen, mit seinem Werk, seinen Intentionen, seiner Hinterlassenschaft sehr wenig zu tun. Seit Jahrzehnten werden sein Antisemitismus, sein christlicher Fundamentalismus, sein paternalistisches Gesellschaftsverständnis konsequent verschwiegen. Kaltenborn zeigt nun diese Seite anhand von Äußerungen und Beiträgen Raiffeisens, denen sonst keine Beachtung geschenkt wird, die aber feste Bestandteile von Raiffeisens Biografie sind. So werden die längeren antisemitischen Äußerungen Raiffeisens zum ersten Mal ungekürzt im Wortlaut wieder abgedruckt. Auch sein Kampf gegen die "Socialdemokratie" als für den wilhelminischen Staat angeblich gefährliche Umsturzpartei wird sichtbar gemacht. Schließlich wird auch deutlich, wie wenig Raiffeisens Vorstellungen von Genossenschaften mit demokratischer Selbsthilfe zu tun haben, die der genossenschaftlichen Idee erst ihren besonderen Charakter verleiht. Kurzum, das vorherrschende und sorgfältig gepflegte Bild Raiffeisens wird gegen den Strich gebürstet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.04.2018

Rezensent Jan Jekal freut sich über Wilhelm Kaltenborns Korrektur der lokalpatriotischen Lobhudeleien zum 200. Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Laut Jekal öffnet der Autor Abgründe in der Biografie Raiffeisens, indem er dessen fanatischen Antisemitismus anspricht. Die schiefe Perspektive auf den Pionier des genossenschaftlichen Organisationsmodells rückt der Autor für Jekal gerade, indem er zeigen kann, dass Raiffeisens Judenhass "sinnstiftend" war für die Genossenschaftsidee, mit der die christliche Bauernschaft sich gegen das "jüdische Wucherkapital" schützen sollte. Dass es nicht darum geht, das genossenschaftliche Modell als solches zu diskreditieren, weiß Jekal.