Behzad Karim Khani

Hund, Wolf, Schakal

Roman
Cover: Hund, Wolf, Schakal
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446273788
Gebunden, 288 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Behzad Karim Khanis Debüt über das Schicksal zweier Brüder verbindet die Härte der Straße mit der Melancholie iranischer Prosa. "Zehnmal besser als jedes '4 Blocks'." (Ijoma Mangold)Nach der Hinrichtung der Mutter im Tumult der Iranischen Revolution fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater nach Deutschland. Doppelt fremd im arabisch dominierten Neukölln, fristet der Vater ein Leben zwischen Taxifahren, Backgammon und Scham, während Saam versucht, die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen. Mit allen Mitteln erkämpft er sich Respekt unter den brutalen Straßengangs, um seinen Bruder Nima zu beschützen. Bis er eines Tages zu weit geht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2023

Ein trauriges Buch ist das, findet Rezensentin Anna Flörchinger. Aber auch recht spannend zu lesen. Es geht um eine iranische Familie, bestehend aus Vater und zwei Söhnen, die im Berlin-Neukölln der Neunziger landen. Während sich der Vater als Taxifahrer durchschlägt und sich für die Nöte seine Söhne nicht zu interessieren scheint, sind die beiden der Gewalt im Kiez ausgeliefert und einem Staat, der sich nur für ihre Straftaten interessiert, lesen wir. Dabei will der Ältere doch nur für den Jüngeren sorgen, liest eine bedrückte Rezensentin und lernt: "Nur die Umstände haben die Protagonisten zu ihren Verbrechen gebracht." Flörchinger ist überwältigt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2023

Rezensentin Katharina Granzin mag sie noch immer gern die Gangsta-Geschichten aus Neukölln, und auch Behzad Karim Khanis Roman über den jungen Saam, dessen kommunistischer Vater aus dem Iran der Mullahs nach Berlin entkam und der sich als einziger Perser in arabischen Clans behaupten muss, liest sie gut weg. Denn Khani nimmt sie mit seiner Mischung aus Lakonie und Poesie durchaus gefangen. Allerdings bringt sie auch Einwände gegen den Roman vor, der ihr passagenweise zu nah am Gangsta-Klischee bleibt, über die Abgründe zu flott "hingwegflutscht" und vor allem die einzige komplexe Figur, den jüngeren Bruder Nima, in eine Nebenrolle verbannt. Dessen Geschichte hätte Granzin richtig interessiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.09.2022

Rezensent Arno Widmann wollte Behzad Karim Khanis "Hund, Wolf, Schakal" eigentlich nur durchblättern und wurde dann doch sofort gefangen genommen. Der 1977 im Teheran geborene und seit 1986 in Berlin lebende Bar-Betreiber und Autor schreibt darin vom Leben und Alltag jugendlicher Immigranten im Berliner Stadtteil Neukölln, erklärt Widmann. Hier spielen weder Frauen noch Deutschland eine bedeutende Rolle, es geht um Krieg, Gewalt und Männlichkeit - aber so fatal, wie der Rezensent es beschreibt, empfindet er es gar nicht, ihm gefallen die schöne musikalische Struktur und beschriebene Wirklichkeit sehr gut. Widmann erkennt, dass sich die LeserInnen irgendwann in Putins Kopf befinden, und rechnet es dem Autor hoch an, dass dies an keiner Stelle im Roman direkt erwähnt oder angedeutet werden muss. Von Neukölln treibt Khani uns so um die ganze Welt, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2022

Rezensentin Miryam Schellbach erkennt in Behzad Karim Khanis Gangstergeschichte das Genre des Gangsta-Rap am Werk. Für sie gelingt die Erzählung einer kriminellen Biografie, die in Teheran kurz nach der iranischen Revolution beginnt und im koksverseuchten Berlin Neukölln der 1990er endet, durch schnelle Cuts, schnelle Autos und scharfe Waffen. Dass es im Text klare Referenzen zu "4 Blocks" gibt und allerhand männliche Großfantasien, stört Schellbach nicht. Khanis Held und seine Geschichte sind radikal, der Blick auf die 90er differenziert genug, findet sie. Dass für plastische Figuren und eine raffinierte Erzählperspektive kein Platz ist, sollte der Leser einkalkulieren, rät sie.
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