Hans Magnus Enzensberger

Rebus

Cover: Rebus
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518420522
Gebunden, 120 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Als ein riesiges Rebus, das es zu entziffern gilt, versteht der Dichter seine Umgebung. Wovon aber handelt dieses Rebus? Nicht gerade einfach zu sagen: "De rebus quae geruntur" umschrieben es die alten Lateiner in ihrer präzisen Sprache, auf gut deutsch: "Es handelt von dem, was eben geschieht." Aber ein solches Rebus wäre nicht es selbst, wäre es eindeutig. "Dire en rebus" definiert ein französisches Wörterbuch des 19. Jahrhunderts die Anwendung von Wortspiel und Wortwitz. Und so nähern sich denn auch diese Gedichte mit den Mitteln der uneigentlichen und mehrbödigen Rede dem monströsen Bilderrätsel der 'Realität'. 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2009

Unfroh registriert Christoph Bartmann die eherne "Gelassenheit", die sich durch den neuen Gedichtband von Hans Magnus Enzensberger zieht, und er vermisst ganz entschieden Leidenschaft und Grundspannung. Er kann auch nicht umhin, das ein oder andere Gedicht ein bisschen "banal" zu finden und meint, etwas mehr Anstrengung hätte gut und not getan. Er hätte unter dem Titel "Rebus"  auch ein bisschen mehr Rätselhaftigkeit erwartet, als die Texte dann zu bieten haben. Nur bei der zehn Seiten langen "Coda" kommt beim Rezensenten noch mal etwas Zuversicht auf, und er findet hier zumindest eine Erinnerung an die "alte Wut", die Enzensberger früher angetrieben hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2009

Martin Meyer findet in Hans Magnus Enzensbergers neuem Gedichtband "Rebus" lauter gewohnte Ingredienzien: prägnante Kürze, einen vom Leser assoziatives Mitdenken verlangenden Rätselcharakter und die Skepsis gegenüber dem "neuzeitlichen Zauberwort" der "Identität. Die Gedichte handeln vom "Leben", der Natur, von der der Mensch nur ein Teil ist, und - wie von Enzensberger zu erwarten - von gesellschaftlich-politischen Themen, stellt der Rezensent fest. Auch wenn der mittlerweile 80-jährige Autor Kritik an den Verhältnissen übt, klingt es in den neuen Gedichten "milder" als früher, findet Meyer, der sich von der "Eleganz" und der "menschenfreundlichen Distanz", die der Dichter hier an den Tag legt, recht angetan zeigt. Und wenn Enzensberger seine eigene Rolle als "Vorübergehender", der die Dinge lediglich benennt, ohne zu handeln, fasst, dann ist das in den Augen des eingenommenen Rezensenten "durchaus ausreichend".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.05.2009

Keine abschließende Dichtergeste, aber doch heftig von Vergänglichkeit durchweht ist dieser Lyrikband aus Sicht von Rezensent Alexander Cammann. Doch auch auf selbstironischen Bilanzen des "Systems" sowie des eigenen lyrischen Ichs ist der Rezensent in Hans Magnus Enzensberger Gedichtband gestoßen. Allerding hätte die " inszenierte Distanziertheit" aus seiner Sicht insgesamt etwas "mehr Feuer" gut vertragen können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.05.2009

Rezensent Michael Braun will Hans Magnus Enzensberger seine neuen Gedichte nicht so ohne weiteres durchgehen lassen, denn neben gewohnt brillanten Wendungen entdeckt er darin eine pointensüchtige Laxheit, die ihn ärgert. Der Rezensent räumt ein, dass die Gedichte des Bandes "Rebus" durchaus amüsieren und wie stets die "schwerelose Hand" Enzensbergers glänze, die man schon bei seinen frühen Werken gepriesen hat. Wie gewohnt nimmt Enzensberger die aktuellen "Gegenwartsbaustellen" aufs Korn und dabei gelingen ihm durchaus wunderbare Porträts und prägnante "Denkbilder", gibt Braun zu. Was ihn an diesem Band erbost, ist die kalauernde Heiterkeit, auf die viele Gedichte abzielen. Damit, findet er, macht der fast 80-jährige Lyriker es sich und seinen Lesern einfach zu leicht. Enzensberger habe es sich "in einer behaglichen Ironie" gemütlich gemacht. Braun hätte sich mehr Biss und Widerständigkeit erhofft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2009

In diesem jüngsten Gedichtband nähert sich der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiernde Schriftsteller Hans-Magnus Enzensberger dem Leben im "Spätkapitalismus" mit den Mitteln einer sprachlichen "Inventur". Zwar klingt vieles, was Rezensent Richard Kämmerlings in seiner sehr zitierfreudigen Rezension hier zitiert, sehr nach dem vertrauten Enzensberger-Sound, aber der einmal ausdrückliche Verweis auf Günter Eichs Nachkriegsgedicht gilt, meint der Rezensent, auch für viele andere der Gedichte. Mit dem Unterschied, dass es hier keinen Ausblick auf Aufbruch gibt, sondern nur auf Alter und Sterblichkeit. Dass es, zu guter Letzt, an einem "mitreißenden Dennoch" nicht fehlt, erweise dann aber doch wieder Enzensbergers große Klasse.
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