John J. Sullivan

Pulphead

Vom Ende Amerikas
Cover: Pulphead
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518068908
Hörbuch, 380 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Kirsten Riesselmann und Thomas Pletzinger. Kann man ganz Amerika in ein Buch packen? Geschichte und Gegenwart? Popkultur und Frömmigkeit? Glänzende Oberfläche und enttäuschte Versprechen? Mit "Pulphead" hat John Jeremiah Sullivan bewiesen, dass das möglich ist. In der Tradition von Meistern wie Tom Wolfe und Hunter S. Thompson verwischt er die Grenze zwischen Literatur und Journalismus, Erzählung und Reportage, Hochliteratur und Unterhaltung, Hemingway und Hollywood. Wie in einem Panoptikum entsteht aus Artikeln über Axl Rose, christliche Rockfestivals, Reality TV, die Tea-Party-Bewegung, vergessene Naturforscher und den heruntergekommenen Süden das Panorama eines Landes, das der Rest der Welt immer weniger versteht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2012

Sichtlich beeindruckt ist Alexander Müller von John Jeremiah Sullivans nun auf deutsch vorliegenden Essays und Reportagen über Amerika. Den deutschen Untertitel "Vom Ende Amerikas" findet er etwas irreführend, denn trotz Kritik zeugen die Texte für ihn von der Liebe des Autors zur amerikanischen Kultur in all ihren Widersprüchen und Absonderlichkeiten. Er attestiert Sullivan nicht nur ein aufrichtiges Erkenntnisinteresse, gründliche Recherchen und fundiertes Hintergrundwissen, sondern auch die Fähigkeit, prägnant, lebendig und spannend zu schreiben. Zudem schätzt Müller den Verzicht auf billige Ironie und Herablassung. Vielmehr findet er bei Sullivan ein ehrliches Interesse an den Menschen, denen er begegnet, seien sie genial oder beschränkt, dauerbekifft oder im religiösen Wahn. Die Texte - es geht unter anderem um Michael Jackson und Axl Rose, um die Tea-Party-Bewegung, Christenrock, Reality-Shows und Andrew Lytle - zeichnen sich für ihn auch dadurch aus, dass sie stets über Pop-Klischees, politische Oberflächlichkeiten und Einzelschicksale hinausweisen und, auch wenn sich der Autor gelegentlich im Detail verliert, am Ende das große Ganze in den Blick nehmen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.10.2012

Etwas bedröpst fragt sich Rezensent Ijoma Mangold, warum es solche Reportagen eigentlich bei uns nicht gibt? Weil sich deutsche Journalisten nie trauen, "ich" zu sagen? Weil die englische Sprache der Reportage förderlicher ist? Weil die Amerikaner mehr und bessere Geschichten haben? Fehlt nur noch die Frage, ob es vielleicht daran liegt, dass deutsche Chefredakteure glauben, ihre Leser interessierten sich nicht für lange Texte - aber so weit geht Mangold dann doch nicht. John Jeremiah Sullivan, Reporter für den New Yorker, zeigt dem Rezensenten jedenfalls, wie man es auf gute amerikanische Art macht: Indem man "ich" sagt und die Geschichte als die subjektive Beobachtung schildert, die sie nun mal ist. Indem man nicht immer schon die Moral parat hat, bevor man erzählt, worum es überhaupt geht. Ein schönes Beispiel ist für Mangold der Besuch von Sullivans Familie in Disneyland: Wenn Sullivan beschreibt, wie er ein unbeobachtetes Fleckchen für einen Joint sucht, liefert er zugleich ein "präzises Bild vom Überwachungstotalitarismus der Spaßgesellschaft", erklärt Mangold. 

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2012

Von einem tollen Lese-Erlebnis berichtet Klaus Bittermann: Er hat in John Sullivans Reportagenband "Pulphead" von lauter Dingen gelesen, die ihn eigentlich nicht die Bohne interessieren und die keinen Deut verwertbaren Erkenntnisgewinns bringen, aber er konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Denn Sullivans beherrscht perfekt "die Kunst des suggestiven Schreibens", versichert Bittermann. Fasziniert folgt der Rezensent dem Reporter also nicht nur zu Axl Rose und den Guns 'n' Roses, sondern auch zu einem obdachlosen New-York-Times-Redakteurs, der für die Bewahrung des Country-Blues verantwortlich sein soll. Großartig fand Bittermann, wie sich der Autor von Bunny Wailer beschimpfen ließ oder wie er Hinweise auf die Zukunft der Menschheit bei Delfinen und Affen suchte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2012

Rezensent Jens-Christian Rabe ist nicht nur ganz hingerissen von John Jeremiah Sullivan, den er für einen der besten englischsprachigen Autoren der Gegenwart hält, sondern insbesondere von seinem neuen Werk "Pulphead", das er jedem empfiehlt, "der heute ein besserer Autor sein möchte". Und natürlich denen, die brillante, bewegende und authentische Geschichten über das Leben in der Gegenwart lesen wollen. Der Kritiker lernt von Sullivan, der die hier versammelten Texte in Magazinen wie Paris Review, Harper's oder der amerikanischen GQ veröffentlichte, wie man herausragende journalistische Texte schreibt, die Biografisches mit allgemeingültigen Beobachtungen verbinden und dem Leser dabei ebenso unterhaltsam wie intelligent neue Perspektiven eröffnet. Ganz neue Entdeckungen macht der Rezensent etwa bei der Lektüre von Sullivans Michael-Jackson-Porträt, seinen Geschichten über Disney-World und Reality-TV oder wenn er den Blues als "Tanzmusik für betrunkene Erntehelfer" bezeichnet. Nicht zuletzt würdigt der Kritiker die Übersetzung von Thomas Pletzinger und Kirsten Riesselmann, denen es gelinge, Sullivans treffende und zugleich "bildgewaltige" Sprache ins Deutsche zu übertragen.
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