Michael Uhl

Betty Rosenfeld

Zwischen Davidstern und roter Fahne
Cover: Betty Rosenfeld
Schmetterling Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783896570369
Gebunden, 672 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Betty Rosenfeld (geboren in Stuttgart 1907, ermordet 1942 in Auschwitz) wächst in einem liberal-religiösen Elternhaus auf. Schon in ihrer Jugend, die sie beim "Deutsch-jüdischen Wanderbund Kameraden" und bei der "Demokratischen Jugend" verbringt, ist sie beseelt von hohen Idealen. Als Jugendliche verehrt sie Walter Rathenau. An der "Marxistischen Arbeiterschule" in Stuttgart besucht sie den Unterricht von Friedrich Wolf und Kurt Hager. Schließlich tippt sie für den kommunistischen Untergrund von Stuttgart Flugblätter gegen die neuen Machthaber in Berlin. Im Gegensatz zu anderen SozialistInnen mit jüdischen Wurzeln trägt sie aber den jüdischen Kalender weiter in ihrem Herzen und tritt nie aus ihrer Religionsgemeinschaft aus. Sie wandert nach Palästina aus, wo sie den antifaschistischen Impuls und die Gesinnungsgenossen, mit denen sie für "die Sache" kämpfte, vermisst. Bald wird sie neben der Fotoreporterin Gerda Taro die einzige Frau aus Stuttgart sein, die ihr Leben für die Zweite Spanische Republik riskiert. Nach ihrem Freiwilligeneinsatz beim Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden beginnt eine mehrjährige Odyssee als unerwünschter Flüchtling durch Frankreich, die am Ende auf ihre Auslieferung, Deportation und Ermordung hinausläuft. Jetzt ist es an der Zeit, ihren Einsatz für die Freiheit in Buchform einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und ihr tragisches Schicksal zu würdigen. Mit kritischer Sympathie folgt Michael Uhl Betty Rosenfeld durch sämtliche Lebensabschnitte und zeichnet auf breiter Quellengrundlage und in einfachem Erzählstil das bewegende Porträt einer ungewöhnlichen und mutigen Frau.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.09.2022

Rezensentin Stefanie Schüler-Springorum hält den Atem an. So nah kommt Michael Uhl seiner Figur, der Spanienkämpferin, der in Auschwitz ermordeten deutschen Jüdin Betty Rosenfeld. Dem Autor gelingt es laut Rezensentin, die Geschichte des Holocaust und des Kampfes gegen den Faschismus beeindruckend anhand einer Einzelbiografie und aus konsequent weiblicher Perspektive zu erzählen. Die Rechercheleistung des Autors scheint der Rezensentin enorm, genau und akribisch. Der Subjektivismus der Erzählung ist Programm, erkennt sie, und gerade dadurch wird der Autor den Menschen, ihren Haltungen und Hoffnungen gerecht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.02.2022

Kritik an der israelischen Regierung sollte nicht vergessen, dass der Zionismus eine linke oder besser noch anarchistische Bewegung war, meint Rezensent Micha Brumlik und empfiehlt zum besseren Verständnis zwei Bücher: "Gelebte Revolution", eine Geschichte der Kibbuz-Bewegung von James Horrox, und "Betty Rosenfeld", eine Biografie von Michael Uhl. Horrox zeige in seinem Buch, dass die Kibbuzim viel mehr von den Anarchisten Peter Kropotkin und Gustav Landauer geprägt waren als von Marx oder Lenin. Man wollte Genossenschaften gründen, keine Kolchosen. Schwachpunkt der Bewegung sei es jedoch gewesen, dass sie kaum arabische Mitstreiter fand und in die jüdische Staatsgründung "eingebunden" war, wie Horrox in seinem keineswegs unkritischen Buch erklärt, informiert der Rezensent. Dennoch war der Anarchismus unter den Kibbuzim stark, wie auch Michael Uhls Biografie der Betty Rosenfeld zeige, Tochter einer Stuttgarter Bürgersfamilie, die sich Ende der Zwanziger den Kommunisten anschloss, nach Palästina ging, mit den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte und schließlich in Auschwitz ermordet wurde. Beide Bücher legen für Brumlik nahe, dass der Schluss Zionismus gleich Kolonialismus viel zu kurz gedacht ist und "daher tatsächlich zu 'israelbezogenem Antisemitismus' führen kann".