Tom Segev

1967 - Israels zweite Geburt

Cover: 1967 - Israels zweite Geburt
Siedler Verlag, München 2007
ISBN 9783886807673
Gebunden, 796 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Tom Segev schildert Ursachen, Verlauf und Auswirkungen des Sechstagekriegs, den Israel im Juni 1967 mit seinen arabischen Nachbarstaaten führte. Spannend und kenntnisreich zeigt er, wie dieser Krieg zu einer folgenschweren weltpolitischen Auseinandersetzung wurde, die Israel tiefgreifend verändert hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Ein wichtiges und bedeutendes Buch erblickt Rezensentin Alexandra Senfft in Tom Segevs umfangreichem Werk über den Sechstagekrieg. Sie bescheinigt dem Autor, diesen Krieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien auf Basis breiten Quellenmaterials gründlich zu durchleuchten und dabei mit zahlreichen Legenden aufzuräumen. Deutlich wird für sie insbesondere, dass die Ursachen dieses Kriegs vor allem psychologischer Natur waren und kaum etwas mit einer konkreten Bedrohung zu tun hatten. Dem Autor gelingt es ihres Erachtens hervorragend, die aufgeheizte Stimmung in Israel vor und während dieses Krieges ebenso detailreich wie lebendig und fesselnd zu vergegenwärtigen. Besonders lobt Senfft die gekonnte Verbindung der historischen, politischen, sozialen und psychologischen Zusammenhänge zu einem "komplexen Gesamtbild". Sie hebt hervor, dass Segev die Interpretation der Informationen seinen Lesern überlässt, die Fehler, die 1967 begangen wurden, aber nicht verschweigt. Eine enorme Leistung des Autors sieht Senfft nicht zuletzt darin, mit seiner Darstellung des Sechstagekriegs auch das Israel der Gegenwart verständlich zu machen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.09.2007

Beeindruckt beschreibt Rezensentin Alexandra Senfft ihre Begegnung mit dem neuen 800-Seiten Werk des israelischen Historikers, das aus ihrer Sicht die Geschichte des Sechstagekrieges neu aufgerollt hat und die bisherige Darstellung und Deutung dieses Krieges in Frage stellt. Zwar habe sie anfangs befürchtet, vor dem enormen Material aus 25 Archiven, privaten Tagebüchern und Briefen sowie Zeitzeugengesprächen, das in Segevs Buch ausgebreitet wird, kapitulieren zu müssen. Doch Segev habe eine so zwingende Dramaturgie entwickelt, dass die Vergangenheit beim Lesen für sie bis ins Detail sehr lebendig wurde, und ihr viel auch über die Gegenwart Israels klar geworden ist. Vor allem räume das Buch mit Fehlvorstellungen über Ursachen und Verlauf dieses Krieges auf, verschaffe Einblicke in die tiefe Identitätskrise Israels um 1967, als deren Symptom Segev den Krieg auch deute. Auch beeindruckt die Rezensentin die Schonungslosigkeit, mit der Segev aus seinen Befunden Lehren für die Gegenwart ableiten würde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2007

Das Buch katapultiert Jörg Bremer zurück ins Jahr 1967. Dass die Analyse des Historikers Tom Segev sich weniger dem Sechstagekrieg selbst als den unmittelbar vorausgehenden Ereignissen widmet, leuchtet ihm ein, vergegenwärtigt es ihm doch die "ernste Stimmung" Israels, die vorherrschende Gefühls- und Gedankenlage, die in den Krieg mündete. Der vom Autor durch Privatbriefe dokumentierte Umgang der Israelis mit der so entstandenen Besatzungslage allerdings macht für Bremer auch folgendes deutlich: "Israels zweite Geburt" war auch ein Pyrrhussieg mit bis heute ungelösten problematischen Folgen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.06.2007

Als "spannend, ja aufregend" feiert Rezensent Arno Widmann Tom Segevs Buch über den Sechstagekrieg aus israelischer Sicht. Für Widmann hat der israelische Historiker darin sowohl die internationale politische Gemengelage zwischen Nato und UdSSR als auch "das kleinteilige Hickhack der israelischen Parteienpolitik und die Stimmungslage der Nation plastisch werden lassen wie kein anderer Autor je zuvor. Auch machte Segevs Buch dem Rezensenten klar, dass bereits vor vierzig Jahren alle Debatten geführt wurden, die auch heute noch die Tagessordnung im Nahen Osten beherrschen. Segev werte neue Dokumente, aber auch Augenzeugenberichte, zeitgenössische Reportagen, Protokolle und Briefe normaler Israelis aus, die sie über die Lage an Verwandte im Ausland geschrieben hat. Auch führe er den Leser so nah an die Entscheidungsträger jener Jahre heran, dass er schließlich fast den Eindruck hat, selbst dabei gewesen zu sein. Eindrucksvoll fand Widmann auch Segevs Analyse des Paradigmenwechsels, der sich durch den Sieg in der israelischen Mentalität vollzog.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2007

Die Erschütterung des Rezensenten Thomas Speckmann über Tom Segevs Befund zum Sechstagekrieg ist mit Händen zu greifen. An diesem Buch, so meint er, führt für denjenigen kein Weg mehr vorbei, der sich ernsthaft mit den Folgen dieses Krieges und der Besatzung der palästinensischen Gebiete auseinandersetzen wolle. Segev, so betont Speckmann erzähle keine militärische Geschichte des Krieges, sondern eine gesellschaftlich-politisch. Dem Rezensenten ist dabei zweierlei deutlich geworden: Die vor dem Krieg herrschende Vernichtungsangst sei zwar manifest, aber angesichts der Schwäche der arabischen Armeen nicht ernstlich begründet gewesen. Und die Euphorie nach dem schnellen Sieg über Ägypten, Jordanien und Syrien war noch viel weniger begründet. Das ungelöste Flüchtlingsproblem und die Besatzung der Westbank führten zu noch mehr Terror und zu einer Unterminierung der eigenen demokratischen Ideale. Wie der Rezensent darstellt, wirft Segev der israelischen Politik - und hier vor allem Ministerpräsident Levi Eschkol - vor, sich nicht einzugestehen, welchen Anteil Israel an der "Tragödie der Palästinenser" hat. Aber er bemerkt auch, wie schmerzlich sich das Land danach "sehnt", der prekären Situation zu entkommen, in die es sich selbst hinein manövriert hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.06.2007

Bestnoten vergibt Rezensentin Gisela Dachs an diese schonungslose und fesselnde Anatomie des Sechstagekrieges, die Einblick gibt in Denken und Mentalität der daran beteiligten israelischen Führung. Gleichzeitig bedauert sie sehr, dass es kein ägyptisches Pendant zu diesem Buch gibt. Der israelische Historiker Tom Segev beschreibe anhand von "neu freigegebenem Archivmaterial, von Briefen, Tagebüchern und Interviews" minutiös die Lage in Israel, unter der Bevölkerung und in den Köpfen der politischen Führung, rekonstruiere die Eigendynamik der Kriegsführung, zeichne eindringliche Porträts der damaligen Entscheidungsträger und skizziere auch die Folgen dieses Krieges bis in die Gegenwart, der die Untergangsstimmung in Israel in einen anhalten Siegesrausch verwandelte.