Wolfgang Scheppe

Migropolis

Venice / Atlas of a Global Situation
Cover: Migropolis
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2016
ISBN 9783775741118
Gebunden, 1344 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

English. Neuauflage des 2009 zuerst erschienenen Bandes. Seit ihrem Erscheinen hat die durch den Philosophen Wolfgang Scheppe an der Universität für Architektur in Venedig (IUAV) unternommene vierjährige Studie zur globalisierten Stadt den Rang eines Standardwerks erreicht. Das komplex strukturierte zweibändige Buch betrachtet Venedig als exemplarischen Fall von Urbanität unter der Herrschaft der Globalisierung. In ihr kreuzen sich die Bewegungsmuster der Migration und des Tourismus. Die breit angelegte Arbeit erlaubt durch Dokumentationen situationistischer "dérives", bildkritische Datenvisualisierungen und vielschichtige Kartografien ein Eintauchen in die Stadt bis hinunter auf eine geradezu mikroskopische Ebene. Tausende von Fotos wechseln sich ab mit individuellen Fallstudien zu illegalen Immigranten wie zu Vergnügungsreisenden. Ein Schwerpunkt liegt auf den Konflikten des Ausschlusses, die vom Grenzregime Europas oder der durch die europäische Gesetzgebung ebenso erzwungenen wie kriminalisierten Schattenwirtschaft hervorgebracht werden. In solchen Widersprüchen liegen die Gründe für das Zerbrechen des metropolen Zusammenhangs in die zweigeteilte Dual City. Die gegenwärtige Debatte zur Fluchtbewegung aus den Schlachtfeldern der westlichen Allianzen und den von der globalisierten Wirtschaft pauperisierten Zonen der Welt findet hier eine einzigartig materialreiche Grundlage.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.08.2016

Lennart Laberenz kann den von Wolfgang Schleppe und assistierenden Architekturstudenten herausgegebenen Band, der nun in Neuauflage erscheint, gar nicht genug preisen. Die Studie des Philosophen eröffnet ihm den Blick auf eine Schnittstelle und ein Sinnbild der Globalisierung: Venedig. Epochal scheint Laberenz, wie die Autoren Europas Haltung zur Zuwanderung hinterfragen, indem sie dazu Daten, Bewegungsprofile, Fotos und Interviews auswerten. In der Person des fliegenden Gucci-Taschen-Händlers auf der Piazza, der Putzfrau aus Moldawien oder des chinesischen Lido-Touristen wird für Laberenz die Bigotterie Europas gegenüber dem ärmeren Rest der Welt offenbar.