Wolfram Knauer

"Play yourself, man!"

Die Geschichte des Jazz in Deutschland
Cover: "Play yourself, man!"
Reclam Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783150112274
Gebunden, 528 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

"Play yourself!" - "Spiel dich selbst!" So lautete die Standardantwort schwarzer Musiker auf die Frage, wie man ein guter Jazzer werden könne. In der Improvisation Persönlichkeit ausbilden und zeigen - das könnte auch das Motto für die Entwicklung des Jazz in Deutschland sein. Denn es gelang der deutschen Szene, die afro-amerikanische Musiktradition aufzunehmen und eine eigene Spielart zu finden. Wolfram Knauer zeichnet diesen Weg von den Anfängen nach dem Ersten Weltkrieg bis heute nach. Er taucht ein in das Berlin der 1920er, zeigt die Zurückdrängung von Swing und Jazz durch den Nationalsozialismus ebenso wie den Aufbruch im Nachkriegs-Frankfurt und den musikalischen Austausch mit den GIs, er beleuchtet die Szene in der DDR und illustriert die Umtriebigkeit der heutigen Jazz-Community. Knauers Buch basiert auf jahrzehntelanger Recherche, es ist eine zum Standardwerk taugende Bestandsaufnahme des wohl vielfältigsten aller musikalischen Genres geworden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.03.2020

Helmut Böttiger lobt Wolfram Knauers deutsche Jazzgeschichte als nüchtern und differenziert. Dass Knauer über Jazz und Nazis, "Neue Deutsche Tanzmusik", Max Greger, Margot Hielscher, Manfred Schoof und DDR-Jazz eher objektiv berichtet, aber mit viel Rechercheaufwand zur Sache, findet Böttiger angenehm. "Profund" referierend stellt der Autor Haltungen nebeneinander und inkludiert Klaus Doldinger, Peter Brötzmann und sogar Till Brönner, staunt Böttiger.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.11.2019

In höchsten Tönen lobt Rezensent Ulrich Stock dieses Werk, das die Geschichte des deutschen Jazz als gelungene Einwanderergeschichte erzählt. Wolfram Knauer ist ein ausgewiesener Kenner der Materie, versichert Stock, der nicht nur viel wisse, sondern auch sehr lebendig schreiben könne. So lernt Stock zum Beispiel, dass sich der Jazz am 25. Dezember 1917 auf den Weg nach Europa machte, mit dem 15. Infanterie-Regiment der US-Army, das der französischen Armee zugeordnet wurde, weil weiße Amerikaner nicht mit schwarzen zusammenkämpfen wollten. Die 2.000 Mann starke Truppe kämpfte sich durch Europa und brachte - Depeschen zufolge - mit ihren "Plantagenmelodien" selbst "würdige" französische Offiziere dazu, mit den Füßen zu wippen! Knauer räumt mit vielen historischen Halbwahrheiten auf, betont der Rezensent, er schärft das Bewusstsein für die Musikrichtung, die oft ignoriert oder verzerrt werde und zeichnet hervorragende Porträts vieler Musiker. Fehlt für den Rezensenten nur noch, dass auch der Bundespräsident den anerkennenden Satz ausspricht: "Der Jazz gehört zu Deutschland."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.10.2019

Rezensent Hans-Jürgen Linke hält Wolfram Knauers Jazz-Geschichte für anregenden Lesestoff. Dafür sorgt der Autor, als Leiter des Darmstädter Jazzinstituts an der Quelle sitzend, laut Rezensent mit Materialreichtum und kenntnisreicher Verbindung von Stilanalytik und historischer Erzählung. Den Bogen vom Kolonialismus über die Kriegs- und Nachkriegszeit bis in die Gegenwart spannt der Autor mit Sinn fürs Ambivalente in der Rezeption zwischen Misstrauen und Empathie, so Linke. Dass Knauer den Leser nicht in ein Verständniskorsett spannt, sondern Interpretationsvorschläge anbietet, Widersprüche in der Entwicklung des Jazz aufzeigt,  auf Übergangsformen hinweist und vor allem die Künstler würdigt, sagt dem Rezensenten zu.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.10.2019

Christoph Wagner erfährt aus dem Buch von Wolfram Knauer, welche Achtung der deutsche Jazz heute genießt und wie es dazu kam. Der Leiter des Jazzinstituts in Darmstadt erzählt Wagner die Geschichte des Jazz in Deutschland von der Abhängigkeit von amerikanischen Vorbildern über die Verfolgung der Jazzer im "Dritten Reich" bis zu Michael Wollny und anderen. Der besondere Schwerpunkt des Buches auf der Gegenwart gefällt Wagner. Ein kenntnisreiches, flüssige verfasstes neues Standardwerk, meint er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Wolfgang Sandner empfiehlt Wolfram Knauers Geschichte des Jazz in Deutschland für ihren ungeheuren Materialreichtum. Der Autor, Leiter des Jazzinstituts Darmstadt, sitzt laut Rezensent auch an der Quelle der Quellen und kann mit seinem Buch eine Lücke schließen. Die Kunst, die "Interpretenmusik" des Jazz zu beschreiben, beherrscht der Autor allerdings auch, versichert Sandner. Dazu gehört für ihn, die Musik in den gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang zu stellen und den einzelnen Musikern mit Empathie zu begegnen. Als Tatsachen- und Ereignisgeschichte, beginnend im Kaiserreich, die DDR berücksichtigend, endend bei Till Brönner, bietet der Band Sandner satte Lektüre, die den Rezensenten auch dadurch begeistert, dass Knauer kennerhaft schreibt, aber ohne Fachchinesisch.
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