Klaus Kinski

Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen

Ein Bildband mit bisher unbekannten Gedichten und Fotografien
Cover: Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783821808550
Kartoniert, 128 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter Geyer. Mit einem Vorwort von Thomas Harlan und zahlreichen Duoton-Abbildungen. "Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen" versammelt bislang unbekannte frühe Gedichte Kinskis, illustriert mit zum Teil unveröffentlichten Fotos. Herausgeber Peter Geyer ersteigerte das Manuskript auf einer Auktion. Entdeckt wurde es im Nachlass einer Jugendfreundin Kinskis und zeigt ihn als Menschen, der das Absolute sucht. "An manchen Tagen schreibt er mehr als zehn Gedichte" - Kinski selbst sprach so über dieses Manuskript, in einer bislang noch unveröffentlichten, in der dritten Person verfassten Autobiografie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2002

Dass Klaus Kinski vor seiner großen Zeit als Schauspieler auch Gedichte geschrieben hat, wussten bis zur Veröffentlichung seiner Gedichte nur wenige. "'Kleine literarische Sensation' oder Herausgeber-Flunkerei?", fragt sich da Michael Buselmeier, den die Genese der Texte und deren nebulöses Verschwinden und Wiederauftauchen, wie sie Kinskis Jugendgefährte Thomas Harlan im Vorwort umreißt, eher misstrauisch stimmen. Er sieht sich sogar zu Spekulationen herausgefordert, ob Kinski denn tatsächlich der Verfasser dieser Gedichte sei. Jedenfalls missfällt dem Rezensenten die krampfhafte Legendenbildung: dem "Genierausch" als Gemeinplatz der Kinski-Legende (Harlan behauptet, die Gedichte seien innerhalb von zwei Wochen geschrieben worden) steht eine offensichtliche Handwerklichkeit der Texte gegenüber. Buselmeier bescheinigt dem Verfasser ein gute Kenntnis moderner Lyrik und Mythologien, die sich als Einflüsse in den Gedichten wiederfinden. Der Rezensent kann zwar die Bemühung nach einem eigenen kräftigen Ton erkennen, doch die Verse bleiben "hochgradig abstrakt, überanstrengt und kunstgewerblich beflissen". Ein "Talentbeweis" seien die Gedichte allemal. Doch Talent erfordert eine selbstkritische, demütige Arbeit - bei Kinski aussichtslos, meint Buselmeier.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2001

Nicht um ein Buch, sondern um eine Devotionalie handelt es sich bei diesen bereits 1952 und nun erstmals editierten Gedichten von Klaus Kinski nach Meinung von Manfred Papst. Das zeige sich an der Aufmachung des Buchs, das Bildbandformat hat, mit zahlreichen Fotos und einem bewundernden Vor- und Nachwort angereichert ist. Diesem glorifizierenden Blick auf Kinski kann der Rezensent nicht viel abgewinnen, denn nüchtern betrachtet hält er die Gedichte für verblasenen Quatsch. In ihnen wird seiner Meinung nach das Erbe des deutschen Expressionismus ?geplündert und trivialisiert?.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.08.2001

Die Rezensenten Gabriele Killert und Richard Schroetter können es kaum glauben: Das soll von Kinski sein? So viel "kühn Gekonntes und Gereimtes", so viel "rohestes Muskelfleisch" - Kinski, ein poetischer Könner? Das kommt ihnen seltsam vor. Stehen gelungene Gedichte doch neben "unbeholfenen Notaten und reimlosen Ergüssen". Noch seltsamer finden sie es, dass Kinski, dieser "von sich selbst so Berauschte", in seiner Autobiografie kein Wort über sein dichterisches Werk verloren hat. Sollen wir die Echtheit glauben, fragen sie nochmals? Immerhin, Thomas Harlan bezeugt es. Er hat mit dem 26-jährigen Kinski 1952 in Paris, wo die Gedichte entstanden sind, zusammengelebt. Andererseits: Thomas Harlan - da kommen den Rezensenten gleich wieder Zweifel. Harlan hat sich nämlich nicht nur als Dokumentarfilmer, sondern auch als Erzähler ("Rosa") hervorgetan. Was wäre, wenn er die Gedichte "verbessert, ja vervollkommnet hätte"? Natürlich nur als eine Art augenzwinkernde Huldigung an den Freund. Und was wäre, wenn Hans Magnus Enzensberger, der Harlans Roman damals dem Eichborn Verlag ins Haus trug und überhaupt "schlitzohrig" genug für jede Fälschung sei, diese Idee ausgebrütet hätte? Die Idee scheint sich in den Rezensentenhirnen zur Wahrheit zu verdichten. Schließlich hat es der Eichborn Verlag mit zwei fragwürdigen Veröffentlichungen schon ins "Lexikon der Fälschungen" (Eichborn!) geschafft. Und "leider konnte ... Kinski nicht annähernd so schreiben wie sein Ghostwriter". Immerhin: "Wir gratulieren dem Eichborn Verlag zu seinem neuesten Coup."