Joachim Gaertner

Ich bin voller Hass - und das liebe ich

Dokumentarischer Roman. Aus den Original-Dokumenten zum Massaker an der Columbine Highschool
Cover: Ich bin voller Hass - und das liebe ich
Eichborn Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783821858487
Gebunden, 192 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

"Ja ... ich kann das nicht glauben ... Er hat ... immer noch Kugeln - Er schießt einfach und schießt und schießt ..." Aus 25.000 Seiten Ermittlungsakten destilliert Joachim Gaertner einen Dokumentarroman, bei dem Entsetzen und Staunen über die künstlerische Fantasie der Täter eines der folgenreichsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte sich die Waage halten. Es ist 9 Uhr 11, als in der Notrufzentrale von Jefferson County das Telefon klingelt und eine panische Frauenstimme berichtet, dass zwei schwarz gekleidete Gestalten durch die Columbine Highschool gehen und jeden niederschießen, den sie antreffen. Die Anruferin, die Lehrerin Patti Nielson, hat sich mit vielen anderen in der Bibliothek verschanzt. 26 Minuten lang hört die Beamtin der Notrufzentrale die Schüsse und Explosionen im Hintergrund, während sie versucht, die Frau zu beruhigen. Dann flüstert Patti Nielson plötzlich nur noch. "Oh Gott. Ich habe wirklich ... Angst ... Ich glaube, er ist jetzt in der Bibliothek."
Gaertners Dokumentarroman erzählt die Geschichte von Tat und Tätern ausschließlich anhand von Originaldokumenten, Tagebüchern, Interneteinträgen, Verhörprotokollen und Aussagen von Beteiligten, und konterkariert so die Dramaturgie der Tat selbst, die von den Tätern bis ins kleinste Detail in literarischen Szenen, Tagebüchern, auf Internetseiten und in Videos in der Fantasie ausgebildet wurde, bis sie schließlich katastrophale Realität wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.04.2009

Fasziniert hat Rezensent Tobias Lehmkuhl diesen Dokumentarroman des Fernsehjournalisten Joachim Gaertner gelesen, der darin Ermittlungsakten und persönliche Dokumente zum Schulmassaker von Littleton montiert, bei dem die beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold 13 Schüler der Columbine High School niedermetzelten. Erklärungen biete Gartner nicht, baut Lehmkuhl anderweitigen Erwartungen vor, aber eine interessante Perspektive. So hat sich der Rezensent durch die Ergüsse dieser frustrierten Teenager hindurchgelesen, ihre Wut, ihre Minderwertigkeitskomplexe, ihren Größenwahn und ihren Rassismus erlebt, aber dennoch nie das Gefühl gehabt, es mit Monstern zu tun zu haben. Aber, das macht er auch deutlich, Gaertners "angemessene wie sensible" Montage lasse keinen Zweifel daran, dass die beiden Mörder sind, zurechnungsfähig und schuldig. Auch wenn einen gewissen Tagebuch-Eintragungen fassungslos zurücklasse: "Erlkönig auswendig lernen", Rohrbombe ausprobieren", "Donuts backen fürs Oktoberfest".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2009

Rezensent Andreas Fanizadeh schätzt Joachim Gaertners dokumentarischen Roman über die Amokläufer von der Columbine High School in Littleton. Das auf Original-Dokumenten zum Amoklauf basierende Buch erhellt in seinen Augen die Psyche der beiden Täter Dylan Klebold und Eric Harris. Angesichts der Kette von Amokläufen in den USA, Finnland und Deutschland, wo aktuell der Fall des 17-jährigen Tim K. in Winnenden in den Medien diskutiert wird, scheint ihm das Buch von einigem Interesse. Besonders hebt er die Selbstzeugnisse der späteren Attentäter von Littelton hervor. Dem Autor gelingt es seines Erachtens, ein vielschichtiges Gesamtbild ihrer Charakterzüge zu zeichnen. "Wer das Verbrechen bekämpfen will", befindet Fanizadeh, "muss es zuerst verstehen." Er bescheinigt Gaertner, mit seinem dokumentarischen Roman hierzu einen wichtigen Beitrag zu liefern.