Erna Seeberger-Sturzenegger

Die Frau des Philosophen

Vom Traum zum Trauma - ein autobiografischer Rückblick
Cover: Die Frau des Philosophen
Schwabe Verlag, Basel 2002
ISBN 9783796519277
Gebunden, 420 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einer Zeittafel, einigen Erläuterungen und einem Nachwort versehen von der Tochter Erna W. Seeberger. Vier Bücher sind von 1961 bis 1968 in renommierten Verlagen unter dem Namen ihres Mannes erschienen: zuerst das vielbeachtete große Werk zu Hegels Philosophie des Geistes, dann drei philosophische Bücher zu Pädagogik und Politik. Zwischen 1957 und 1976 erschienen zudem zahlreiche Artikel in wichtigen Zeitungen und Fachzeitschriften. Geschrieben hat sie alle nicht der "bekannte Zürcher Hegelforscher" Wilhelm Seeberger, sondern die "Frau des Philosophen", Erna Seeberger-Sturzenegger.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.03.2003

Als "Dokument einer missglückten Emanzipation" wertet Rezensentin Sonja Asal die nun vorliegende Autobiografie von Erna Seeberger, deren Arbeiten zu Hegel in den sechziger Jahren unter dem Namen ihres Mannes Wilhelm Seeberger erschienen ist. Asal beschreibt die 1995 verstorbene Autorin als eine Frau, die schon früh eine für die Zeit "beachtliche berufliche Selbstständigkeit" an den Tag gelegt hatte, um dann, mit knapp vierzig Jahren, einen Mann zu heiraten, den sie schon bei der ersten Begegnung als einen "unentschlossenen Zauderer" und "innerlich schwachen Mensch" erkannte. Wie Asal ausführt, setzte Seeberger von nun an alles daran, etwas aus ihrem Mann zu machen. "Sie übernimmt den Part des Dr. Doolittle an einem völlig ungelehrigen Schüler", so die Rezensentin, "der kaum eine Äußerung ohne den Nachsatz 'hä' oder 'oder' zuwege bringt." Das geht so weit, dass Seeberger eine Dissertation verfasste und unter dem Namen ihres Mannes veröffentlichte, hält Asal fest. Alles in allem hätte sich Asal von Seeberger etwas mehr Zurückhaltung gewünscht: "Das Buch ist das Tagebuch einer zerstörerischen Symbiose", resümiert sie, "und es hätte mit der Diskretion behandelt zu werden verdient, die dieser Art von Dokumenten zukommt."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2003

Ein tolle Geschichte, die Uwe Justus Wenzel erzählt: Unter dem Namen Wilhelm Seeberger erschienen Anfang der sechziger Jahre mehrere Aufsehen erregende Schriften über Hegel, darunter das offenbar epochemachende Werk "Hegel oder die Entwicklung des Geistes zur Freiheit", das Seeberger auch den Doktortitel der Universität Zürich einbrachte. Allein, wie sich nun durch die Erinnerungen herausstellt, hat nicht Seeberger diese Werke geschrieben, sondern seine Frau, die einstige Sekretärin, Hausfrau und Mutter Erna Seeberger-Sturzenegger. Die Memoiren der Autorin hat ihre Tochter nun aus dem Nachlass herausgegeben - sogar mit Einwilligung des Vaters, der darin alles andere als gut wegkommt. Zumindest in den Augen seiner Frau, so stellt der Rezensent es dar, war Wilhelm Seeberger ein rechter Taugenichts, ein "kaputter Typ", und entsprechend hart geht Seeberger-Sturzenegger mit der "Trägheit" ihres "Gespons" ins Gericht und mit seinem "verwahrlosenden und in sich selbst verkümmernden Geist", wie Rezensent Wenzel zitiert. Und doch lese sich das Buch nicht allein als späte Abrechnung, meint Wenzel, sondern eher als ein "Dokument der Psychohistorie", verfasst im "Gepräge der Pathografie". Denn eins sei nach der Lektüre wohl klar: Von einer "lebendigen, geistig erfüllten Gemeinschaft der Gatten", wie die Autorin mit Hegel ersehnt hatte, konnte in dieser Ehe, die nie geschieden wurde, keine Rede sein.