Bettina Gaus

Frontberichte

Die Macht der Medien in Zeiten des Krieges.
Cover: Frontberichte
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783593375434
Gebunden, 200 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Bettina Gaus war dabei, als die Blauhelme zur US-Prime Time am Strand von Somalia landeten. Immer wieder erlebte sie, wie sie und ihre Kollegen von Kriegsparteien instrumentalisiert wurden - nicht zuletzt, weil Heimatredaktion und Leser es erwarteten. Gaus zeigt, warum Kriegseinsätze auch in Deutschland wieder als politisches Mittel akzeptiert werden, und analysiert, welche Rolle die Medien dabei spielen. Ein Insiderbericht aus dem Alltag einer Journalistin und ein Plädoyer für einen kritischen Journalismus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.02.2005

Bettina Gaus schont sich nicht. Die ehemalige Afrika-Korrespondentin der taz schreibt in ihrem Buch über die Grenzen der Kriegsberichterstattung offen über ihre Fehler. Beispielsweise, wenn sie mit der "Naivität des guten Willens" sachlich falsch über Krisengebiete berichtete, als Opfer ihres kulturellen Hintergrundes und ihrer journalistischer Routine. Es ist diese Offenheit, die das Buch für Cord Aschenbrenner so sympathisch macht. Doch wie kommen solche journalistischen Fehlleistungen zustande? Nach der Meinung der Autorin durch das "geistige Umwidmen militärischer Gewalt in einen Akt der Menschlichkeit". Für Aschenbrenner klingt das ein bisschen zu beredt. Recht gibt er Gaus bei ihrer Kritik an der medialen Kriegsberichterstattung, die oft "redliches Mitgefühl mit unzureichender Sachkenntnis" verknüpft. Das sei der Nährboden für politische Propaganda. Ein "sehr lesbares", ein "bemerkenswertes" Buch, lobt Aschenbrenner abschließend.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.01.2005

Aus eigener Erfahrung empfiehlt die taz-Politkorrespondentin Bettina Gaus in diesem zwischen Bericht und Analyse angesiedelten Band eine auf den ersten Blick, so der Rezensent Thomas Speckmann, vielleicht etwas "zynisch" wirkende Haltung im Umgang mit dem globalen Terrorismus. Was helfen könnte, meint sie, sei nämlich vor allem "Gelassenheit" und der Verzicht auf ständige Alarmbereitschaft. Diese nämlich verändere den Alltag weit mehr als jeder terroristische Anschlag. Die Geschichte der europäischen Erfahrungen mit dem Terrorismus, sei es in Nordirland oder Spanien, lehre, wie der Rezensent zu bedenken gibt, dass die Autorin mit ihrer Idee vielleicht gar nicht so falsch liegt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.09.2004

In einer nebelhaft-ergriffenen Kritik lobt Gunter Hofmann das "leidenschaftliche Understatement" der Autorin, ohne recht zu sagen, wie genau das Thema lautet, dem diese Haltung gilt. Schreibt Bettina Gaus über die Rolle des Kriegsjournalismus in den Kriegen, schreibt sie über Medien, die sich durch spektakuläre Bilder zu Waffen einer der kriegsführenden Parteien machen lassen, oder ist es nur ein "Antikriegsbuch", das die Einsätze in Bosnien, Afghanistan und Irak im nachhinein in Frage stellt? Irgendwie wohl all dies. Man wird das Buch lesen müssen, um genaueres in Erfahrung zu bringen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.09.2004

Dieses Buch der Journalistin Bettina Gaus über die heutige Berichterstattung aus Kriegsgebieten, findet bei Rezensent Rudolph Walther größtes Lob. Gaus, die mehrere Jahre aus Afrika berichtet, lege dabei "weit mehr als nur einen Erfahrungsbericht von der journalistischen Front" vor, das Buch enthalte vielmehr "im Kern den Kodex für einen aufgeklärten und kritischen Journalismus unter Arbeitsbedingungen, die leicht korrumpieren." Nach Ansicht des Rezensenten hebt Gaus das Nachdenken über den schwierigen Beruf "auf ein moralisches, politisches und handwerkliches Niveau, das zu unterbieten, in Zukunft jeden Autor blamiert". Ohne "auf irgendwelche Verschwörungstheorien zurückzugreifen", zeige Gaus etwa, wie es unter dem Diktat von vermeintlicher Aktualität und medialer Konkurrenz dazu kommen könne, dass "die Proportionen von Konflikten, deren Ursachen und Folgen völlig verkannt werden". Behandelt hat Gaus, erfährt man, neben dem Krieg in Somalia und der kaum stattfindenden Berichterstattung über das Vorgehen des russischen Militärs im Kaukasus auch eigene Fehleinschätzungen. Zu den bewegendsten Passagen des Buches gehörte für den Rezensenten das Kapitel über "stummes Leid": hier berichte Gaus über das Problem, "den Opfern über einen längeren Zeitraum hinweg eine Stimme zu verleihen".