Maggie O'Farrell

Judith und Hamnet

Roman
Cover: Judith und Hamnet
Piper Verlag, München 2020
ISBN 9783492070362
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag. Agnes sieht ihn und weiß: Das wird er sein. Dabei ist der schmächtige Lateinlehrer aus Stratford-upon-Avon noch nicht einmal achtzehn. Egal, besser, sie küsst ihn schnell. Besser, sie erwartet ein Kind, bevor ihr einer die Heirat verbieten kann. Vierzehn Jahre später sind es drei Kinder geworden. Doch wie sollen sie auskommen, solange ihr Mann wer weiß was mit diesen Theaterstücken treibt? Er ist in London, als der elfjährige Hamnet die Beulen am Hals seiner Zwillingsschwester Judith ertastet. Als Agnes im Blick ihres Sohnes den Schwarzen Tod erkennt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.02.2021

Maggie O'Farrells Roman fabuliert das Leben der Ehefrau William Shakespeares aus, erklärt Rezensentin Renate Kraft: Anne Hathaway, hier Agnes, wird dabei zur treibenden Kraft nicht nur der Liebesheirat zwischen ihr und William, auch für seine Karriere stellt sie die Weichen, weil sie nicht mitansehen kann, wie ihr Mann in der Provinz versauert, erzählt die Kritikerin. Ihr hat vor allem die für Farrells Bücher typische "Mikroperspektive auf sinnliche Details" gefallen, die Beschreibung von den Geburten der Kinder und dem dramatischen Tod, der eines von ihnen ereilt, hält sie sogar für meisterlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.12.2020

Für die Rezensentin Dorothea Westphal ist dieser Shakespeare-Roman der nordirischen Schriftstellerin Maggie O' Farrell ein herausragendes Buch über "Trauer und die Entstehung von Kunst". Im Grunde geht es überhaupt nicht um Shakespeare, der wird namentlich gar nicht erwähnt und taucht nur in seiner Rolle als Ehemann und Vater auf, verrät die Kritikerin. Im Mittelpunkt steht Shakespeares Frau Agnes, mit der er die Zwillinge Judith und Hamnet bekommt. Judith erkrankt an der Pest, an ihrer statt stirbt allerdings der ihr nahestehende Bruder - und Agnes bewältigt das Drama allein, da ihr Mann in London mit seiner Theatergruppe gerade an "Hamlet" arbeitet - und die Trauer offenbar auf diesem Wege verarbeitet, resümiert die Rezensentin, die hier nicht zuletzt das so bewegende wie brillante Porträt einer Frau des 16. Jahrhunderts gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.11.2020

Moritz Fehrle zieht den Hut vor der nordirischen Schriftstellerin, die für diesen Roman über den meist abwesenden Mr. Shakespeare als Vater gleich einen hohen Preis gewann, den Women's Prize for Fiction. Ihre Erzählung ist höchst "lebendig", lobt er, sie breitet das Leben vor allem der acht Jahre älteren Ehefrau Shakespeares aus, wie sie um den an der Pest sterbenden Sohn Hamnet kämpft. Den Ehemann und Vater habe sie derweil klug als "rastlos" reisenden Theatermann in die Ferne geschickt. Das alles gefällt dem Rezensenten, dem die zahllosen Bücher zu Shakespeare ebenso bekannt sind wie die vielen Theorien zum Verhältnis von Leben und Werk. Allen möglichen dort gestellten Fallen und Festlegungen entkomme die Autorin auf großartige Weise, und der Kritiker scheut sich nicht, diesen Roman "brillant" zu nennen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2020

Rezensent Martin Halter staunt, wie "spezifisch weiblich" Maggie O'Farrell dem Rätsel um Shakespeares an der Pest verendeten Sohn Hamnet Zucker gibt. Das geht laut Halter sogar, ohne Shakespeare selber groß ins Spiel zu bringen, dafür aber seine Frau als eigentliche Protagonistin. Dass die Autorin eigens die Falknerei und das Heilkräuterziehen erlernte, um sich besser in die Figur und ihre Zeit einzufühlen, merkt Halter der "poetisch-zärtlich" erzählten Geschichte jederzeit an. Perspektivwechsel, die Verklammerung von Bühne und Welt und Zeitsprünge zwischen 1583 und 1600 machen diese "Hamnet-Tragödie" für Halter zu einem Fest der Vorstellungskraft.
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