Wolfgang Ullrich

Siegerkunst

Neuer Adel, teure Lust
Cover: Siegerkunst
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783803136602
Kartoniert, 160 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Die Galeristen streiten öffentlich mit der Staatsministerin, der Maler Georg Baselitz veranlasst, seine Bilder in den Museen abzuhängen. Der Entwurf für ein Gesetz zum Schutz von Kulturgut lässt die Wellen hochschlagen: Künstler fürchten, dass der Wert ihrer Werke auf dem internationalen Kunstmarkt sinken könnte. Die Präsenz im Museum - noch unlängst ein Ausweis höchster Anerkennung - bedeutet ihnen nichts. Es geht um Geld. Kunst ist, anders als in den zwei Jahrhunderten der Moderne, wieder ganz unverhohlen eine Sache der Reichen, Erfolgreichen und Herrschenden geworden. Kunst dient wieder der Repräsentation, sie ist ein Luxusgut. Was zählt, ist das Besitzen, nicht das Wahrnehmen und Betrachten von Kunst. Und wer gegen den elitären Kunstbetrieb opponiert, wird - wie die Occupy-Aktivisten auf der documenta 13 - in Windeseile von diesem aufgesogen und vereinnahmt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.05.2016

Viele Autoren haben schon die Moderne zu Grabe getragen, aber kaum jemand so brillant und "luzide" wie der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich in seinem neuen Essay "Siegerkunst", versichert Rezensent Till Briegleb. Mit feinsinniger Ironie und geradezu "angelsächsischer Eleganz" untersuche Ullrich den zeitgenössischen Kunstmarkt und lege in aller Schärfe dar, wie der bloße Marktwert eines Werkes Kategorien wie Authentizität des Künstlers, Werkinhalt, ästhetische Provokation oder gesellschaftliche Relevanz verdränge. Egal ob es sich um "Ästhetikunternehmer" wie Olafur Eliasson, Jeff Koons und Damien Hirst oder Biennale-Künstler handele - stets geht es um Besitz statt Rezeption, liest der Kritiker bei Ullrich nach und erfährt, wie auch Kuratoren und Katalogtextverfasser den Werken mit "gestelzter Prosa" Relevanz angedeihen lassen. Auch wenn der Begriff der "Siegerkunst" nicht unbedingt als neuer Epochenbegriff dienen wird, hat Briegleb diesen scharfsinnigen Abgesang auf das kulturelle System mit Gewinn gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.04.2016

Wenn der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich die Käufer und Sammler von Kunst in den Blick nimmt, die Kunstbesitz als Instrument der Selbstdarstellung benutzt, dann findet seine hier rezensierende Dresdner Kollegin Felicitas Rhan die Streitschrift überzeugend. Wenn er dagegen Großkünstler wie Richter, Baselitz, Koons und Hirst als "glamouröse Materialisten" charakterisiert, die nur noch "Kunst von Siegern für Sieger" produzierten, dann geht Rhan auf Distanz. So will sie diese Künstler nicht reduziert sehen und angesichts der neuen Ullrich'schen Wut vermisst sie seine bisherige leichte Ironie. Wenn es allerdings um die Unsitte geht, dass Künstler das Urheberrecht dazu nutzen, um Abdruckgenehmigungen in in ihnen nicht genehmen Publikationen zu verhindern, dann ist sie wieder ganz auf Ullrichs Seite.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2016

Brigitte Werneburg lernt mit dem Buch des Kunsthistorikers Wolfgang Ullrichs kennen, was Siegerkunst ist. In Absetzung zur modernen Kunst definiert der Autor Siegerkunst als Kunst um ihres Preises willen, nicht der Rezeption. Wie die kritischen Geltungsansprüche der Moderne zugunsten des Preises kassiert werden, kann der Autor Werneburg vorführen anhand von Künstlern und Sammlern. Als bester Beleg für die Hybris und den Kontrollwahn der Siegerkunst dienen Werneburg die vielen weißen Leerstellen im Buch, wo eigentlich Arbeiten von Doug Aitken, Jeff Koons, Andreas Gursky, Thomas Ruff oder Jürgen Teller hätten abgebildet sein sollen. Ein Vorhaben, dass die Siegerkünstler allerdings vereitelten, aus Angst, wie Werneburg vermutet, als Siegerkünstler zu erscheinen.